China sieht «Verschwörung» hinter Tibet-Protesten

Peking – Hinter den Protesten von Tibet-Aktivisten bei einem Gastspiel von Chinas U20-Kicker in Mainz steckt nach Ansicht der chinesischen Zeitung «Global Times» eine «große Verschwörung».

Damit werde das Ziel verfolgt, die Mannschaft zu vertreiben und die Fußballkooperation mit Deutschland zu stören. Ein Kommentator des Blattes, das vom kommunistischen Parteiorgan «Volkszeitung» herausgegeben wird, forderte den Deutschen Fußball-Bund (DFB) auf, «wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um diese Aktionen zu stoppen».

Ansonsten wäre es eine ernste Verletzung des Kooperationsabkommens mit China – und die deutsche Seite sollte die chinesische Mannschaft «für wirtschaftliche Schäden entschädigen», hieß es in dem Kommentar der chinesischen Ausgabe des Blattes. Mit der Niederlage der U20-Auswahl im Spiel gegen TSV Schott Mainz nach den Protesten am Samstag hätten die tibetischen Unabhängigkeits-Aktivisten schon «gewonnen».

Der Kommentator sprach sich jedoch dagegen aus, die Testspielreise in der Regionalliga im Südwesten abzubrechen. Beklagt wurde aber, dass es auf deutscher Seite eine «zweideutige» Haltung zu den Vorfällen gebe. «Wir sollten die Kooperation mit dem DFB nicht abbrechen», hieß es. «Wenn wir das tun, erreichen die Organisatoren ihr ursprüngliches Ziel, das chinesische Team aus der deutschen Liga herauszudrängen.»

DFB-Präsident Reinhard Grindel forderte den chinesischen Fußballverband zu mehr Gelassenheit auf. «Die Meinungsfreiheit gilt auf dem Fußballplatz und neben den vier Eckfahnen. Ich würde mich freuen, wenn der chinesische Fußballverband sich auf die Chancen konzentriert, die sich durch die Spiele gegen die Regionalligisten ergeben», sagte Grindel am Dienstagabend in Stuttgart. Der DFB werde abwarten, ob es beim nächsten Auftritt der Chinesen beim FSV Frankfurt am Samstag zu weiteren Vorfällen komme.

Beim ersten Gastspiel der chinesischen U20-Nationalmannschaft am Samstag hatten Aktivisten der Tibet-Initiative Stuttgart in der ersten Halbzeit Tibet-Fahnen entrollt, um auf das Schicksal der Tibeter aufmerksam zu machen. Chinas Nachwuchskicker hatten daraufhin den Platz verlassen. Die Partie wurde nach einer Pause fortgesetzt. In der Folge hatte das chinesische Außenministerium den deutschen Gastgebern mangelnden Respekt vorgeworfen.

Chinas Mannschaft solle sich nicht von solchen «Fliegen» beeinflussen lassen, hieß es in dem Kommentar der «Global Times», die damit chinesische Wortwahl benutzte, mit der jemand als schmutziges, störendes Insekt beschrieben wird. Auf den Fotos von dem Protest auf der Webseite der «Global Times» waren die tibetischen Fahnen gepixelt, um sie unkenntlich zu machen.

Das Spiel war der Auftakt des umstrittenen Prestigeobjektes des DFB, der die U20-Spieler zu der Testspieltournee gegen spielfreie Vereine der Regionalliga Südwest eingeladen hatte. Das Vorhaben hatte für Kritik gesorgt. Drei Vereine lehnten die freiwillige Teilnahme ab: Waldhof Mannheim, die Stuttgarter Kickers und TuS Koblenz.

Das chinesische Außenministerium hatte betont, dass Tibet zu den «Kerninteressen» des chinesischen Volkes gehöre. Tibet ist schon lange ein Konfliktherd. Nach der Machtübernahme der Kommunisten 1949 in Peking und dem Einmarsch der Volksbefreiungsarmee 1950 in Tibet hatte sich die Volksrepublik das Hochland als autonome Region einverleibt.


(dpa)

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