Oberhausen – Der Boxer Manuel Charr fühlt sich durch viele Rückschläge, die er in seinem Leben verarbeiten musste, gestärkt für den WM-Titelkampf.
«Ich bin dem lieben Gott dankbar für jede Hürde, die er mir hinstellt, denn ich sehe alles, was passiert, als Herausforderung», sagte Charr in einem Interview mit der Funke-Mediengruppe. Der 33-Jährige, der am Samstag in Oberhausen gegen den Russen Alexander Ustinow um den WM-Titel im Schwergewicht boxt, wurde vor zwei Jahren in einem Döner-Imbiss in Essen angeschossen und schwer verletzt.
Der gebürtige Libanese kam 1989 als Bürgerkriegsflüchtling nach Deutschland und ist mittlerweile deutscher Staatsbürger. «Die erste Kugel bekam ich als Kind im Bürgerkrieg ab, einen Streifschuss ins Bein. Mein Vater starb, als ich drei Jahre alt war», erzählte Charr. Im Alter von 16 Jahren sei ihm zudem mit einem Messer in den Rücken gestochen worden. «Ich habe viel mehr erlebt, als in ein Leben hineinpasst. Ich bin wie eine Katze, die sieben Leben hat. Fünf habe ich verbraucht, deshalb musste ich etwas ändern», meinte der Boxer.
Um fit für den WM-Titel zu werden, habe er unter anderem seine Ernährung umgestellt. «An zwei Tagen pro Woche esse ich nur Grünes», sagte Charr. Von seinen bisher 34 Kämpfen hat er 30 gewonnen und vier verloren. Jetzt peilt er den Triumph gegen Ustinow an und will der erste deutsche Schwergewichtschampion seit Max Schmeling werden: «Das wäre das Größte. Dieses Land hat mir alles gegeben, ein Dach über dem Kopf, Essen, Arbeit, eine Perspektive, auch wenn alles hart erkämpft werden musste.»
(dpa)