Gelsenkirchen – Dank erstaunlicher Effektivität und Kaltschnäuzigkeit steht der FC Schalke 04 erstmals seit fünf Jahren wieder auf dem zweiten Platz der Fußball-Bundesliga.
Das 2:0 gegen den Hamburger SV sorgt vor dem Derby beim schwächelnden Revierrivalen Borussia Dortmund am kommenden Samstag für zusätzliches Selbstbewusstsein. Zuletzt standen die Königsblauen am 18. November 2012 – noch unter Trainer Huub Stevens – so weit oben.
ELFMETER-BILANZ: Fünf Elfmeter bekam Schalke in dieser Saison bereits zugesprochen, so viel wie kein anderer Club. Alle fünf Strafstöße wurden verwandelt, und immer bedeutete dies die 1:0-Führung: Dreimal traf Nabil Bentaleb (gegen Leipzig, Stuttgart und Wolfsburg), einmal Leon Goretzka (gegen Hertha). Gegen den HSV verwandelte nun Franco Di Santo, dem sein erstes Ligator seit März 2016 gelang.
DEFENSIVE: Schalke hat mit erst zehn Gegentoren in zwölf Spielen die zweitbeste Defensive der Liga nach dem FC Bayern München (8). Die neue Kompaktheit ist die Basis für die Erfolge. Insgesamt spielten die Königsblauen schon fünfmal zu Null, kassierten in den zurückliegenden sechs Partien nur zwei Gegentreffer. «Das ist schon außergewöhnlich», sagte Sportvorstand Christian Heidel.
SERIE: Seit sechs Spielen ist Schalke ungeschlagen, holte aus den letzten fünf Partien 13 Punkte. Der kommende Gegner Borussia Dortmund, der lange an der Tabellenspitze stand, brachte es im selben Zeitraum auf nur einen Zähler: Die Folge: Schalke geht als Zweiter mit drei Zählern Vorsprung auf den Tabellen-Fünften BVB in das brisante Revierderby am kommenden Samstag in Dortmund. Trotz der gegensätzlichen Form sieht Max Meyer darin keinen Automatismus: «Im Derby gibt es keinen Favoriten: Das ist ein 50:50-Spiel.» Auch Heidel betont: «Ich weiß nicht, ob es ein Vorteil ist, wenn wir als Zweiter nach Dortmund fahren.»
BALANCE: Trainer Domenico Tedesco hat die richtige Mischung im Team gefunden, das gut ausbalanciert wirkt. Vor Torhüter Ralf Fährmann agiert eine inzwischen eingespielte Dreierkette mit Benjamin Stambouli, Naldo und Thilo Kehrer. Und Max Meyer interpretiert seine neue Rolle auf der «Sechs» immer besser. «Es macht mir großen Spaß», sagt der Nationalspieler. Tedesco ist sehr zufrieden: «Er trainiert super und spielt konstant gut. Heute hat er wieder unfassbar viele Kilometer abgespult.»
FRUST IN DER FREMDE: Nach der fünften Auswärts-Niederlage nacheinander saß der Frust bei den Hamburgern tief. «Ich habe zwei Mannschaften gesehen, die ähnlich stark waren», meinte Trainer Markus Gisdol. «Bis auf einen Unterschied: Schalke hat den Ball zweimal ins Tor geschossen – und wir nicht.» Das 4:0 des Nord-Rivalen Werder am Abend gegen Hannover 96 diente auch nicht gerade als Stimmungsaufheller. Die Bremer rückte als Tabellen-16. bis auf zwei Zähler ran.
(dpa)