Berlin – Starke Revanche der Männer, Doppel-Gala der Frauen und eine moderne Struktur für den Verband: Zum 100-jährigen Jubiläum der Sportart hat sich der deutsche Handball am Wochenende sowohl sportlich als auch sportpolitisch bestens präsentiert.
Die Bad Boys gewannen am Sonntag in Berlin gegen Spanien mit 28:24 (16:9) und rehabilitierten sich damit für die 24:26-Niederlage am Vortag. Die DHB-Ladies legten gegen Vize-Weltmeister Niederlande gleich zwei tolle Auftritte hin: Einen Tag nach dem 23:18 in Magdeburg gab es zum Abschluss der Feierlichkeiten in der Hauptstadt ein 36:26 (19:10).
«Wir waren heute konsequenter und wachsamer. Dazu kam erneut eine starke Torwartleistung», lobte Männer-Bundestrainer Christian Prokop nach dem starken Auftritt des Europameisters. «Mit dieser Emotionalität müssen wir auch bei der EM zu Werke gehen.»
Aus einem starken Team stachen der überragende Torwart Silvio Heinevetter und der treffsichere Kapitän Uwe Gensheimer (8 Tore) noch heraus.
«Wir hatten einiges besser zu machen als im ersten Spiel. Das haben wir vor allem in der ersten Halbzeit gezeigt. Da haben wir in der Deckung sehr variabel gespielt und sind endlich auch ins Tempospiel gekommen», bilanzierte Prokop.
Während draußen Sturm «Herwart» tobte, fegten die Bad Boys in der ersten Hälfte förmlich über den Vize-Europameister hinweg. Dank einer aggressiven Abwehr und eines prächtig aufgelegten Heinevetter, der insgesamt 16 Bälle parierte, erarbeitete sich der Europameister bis zur Halbzeit ein Sieben-Tore-Polster, von dem er in einer Schwächephase nach dem Wechsel zehrte.
«Wir haben sehr viele junge, gute Spieler an Bord», stellte Kapitän Gensheimer knapp elf Wochen vor dem EM-Auftakt gegen Montenegro zufrieden fest. Und auch Prokop zog eine positive Bilanz: «Die Woche war sehr aufschlussreich. Ich hoffe, dass ich bei der Kader-Nominierung ein gutes Händchen habe.»
Bereits am 1. Dezember wird es für die deutschen Frauen ernst: Dann steigt in Leipzig das WM-Eröffnungsspiel gegen Kamerun. Beim Doppel-Test gegen die Niederlande präsentierte sich das Team von Bundestrainer Michael Biegler bereits in Topform. «Wir konnten viel Selbstvertrauen tanken, auch wenn noch einige Dinge zu verbessern sind», sagte Biegler.
Am Samstag hatte er nach dem 23:18 zudem eine nicht WM-würdige Wurfquote kritisiert. Das nahmen sich seine Schützlinge zu Herzen und lieferten 24 Stunden eine tolle Gala. Vorne trafen Kim Naidzinavicius (6 Tore), Kerstin Wohlbold und Emily Bölk (beide 4) fast nach Belieben, hinten war Torfrau Dinah Eckerle mit zahlreichen Glanzparaden ein starker Rückhalt.
Einen weiteren Grund zur Freude gab es am Samstag auf dem Bundestag in der Hauptstadt: Nach zähen Verhandlungen und auf Vermittlung von Außenminister Sigmar Gabriel ist die Übertragung der deutschen WM-Spiele im Free-TV gesichert. Ein entsprechender Vertrag mit dem katarischen Rechteinhaber beIn Sports soll an diesem Montag unterzeichnet werden, verkündete Weltverbandspräsident Hassan Moustafa.
Auch sonst gingen vom DHB-Bundestag positive Signale aus. Mit der Verabschiedung des Reformpakets «Perspektive 2020+» und der Schaffung einer modernen Führungsstruktur schuf der Deutsche Handballbund die Basis für eine weitere Professionalisierung sowie wirtschaftliche und sportliche Erfolge.
Der DHB hat gezeigt, dass er erwachsen und bereit für Veränderungen ist», stellte der für weitere vier Jahre gewählte Präsident Andreas Michelmann zufrieden fest und rief das ehrgeizige Ziel aus: «Wir wollen die erfolgreichste Handball-Nation der Welt werden.»
Wirtschaftlich steht der DHB schon jetzt so gut da wie noch nie. Im Jahr 2016 wurde der Umsatz auf rund 9,3 Millionen Euro und der Gewinn auf gut 323 000 Euro gesteigert – das beste Ergebnis in der Verbandshistorie.
(dpa)