Edmonton – Leon Draisaitl ist sportlich bereits in die Weltklasse aufgestiegen, jetzt soll endlich der große Titel folgen. Auf dem besten deutschen Eishockey-Spieler ruhen die Hoffnungen der Edmonton Oilers, erstmals nach 1990 wieder den begehrten Stanley Cup zu gewinnen.
Mit einem neuen Millionenvertrag im Rücken steht der 21 Jahre alte Kölner ab Mittwoch zum Auftakt der neuen NHL-Saison gegen die Calgary Flames mehr denn je unter besonderer Beobachtung.
Die Oilers statteten Draisaitl im Sommer mit einem Achtjahresvertrag aus. 7,2 Millionen Euro erhält der Ausnahmespieler pro Saison, insgesamt 56,7 Millionen Euro bis 2025. Auch finanziell hat der Nationalspieler den Sprung in die Elite der nordamerikanischen Top-Liga geschafft. «Druck ist immer da», sagte Draisaitl. «Es ist völlig egal, ob ich meinen Vertrag verlängert habe oder nicht. Für mich spielt das keine Rolle.»
Auf dem Eis muss Draisaitl nichts mehr beweisen. Mit 29 Treffern und 48 Vorlagen hat er in der vergangenen Saison nicht nur einen deutschen NHL-Punkterekord aufgestellt, sondern war der achtbeste Scorer in der besten Eishockey-Liga der Welt. Auch in den Playoffs, die für die Oilers im Viertelfinale endeten, überzeugte er mit sechs Toren und zehn Vorlagen. «Ich kann nicht genug Gutes über ihn sagen. Er ist so großartig», schwärmte Oilers-Kapitän Connor McDavid von seinem Team-Kollegen.
McDavid, der ab 2018 mit einer Jahresgage von 10,6 Millionen Euro zum bestbezahltesten NHL-Spieler wird, bildete mit Draisaitl bereits in der vergangenen Spielzeit ein kongeniales Duo und führte die Kanadier erstmals nach elf Jahren wieder in die Playoffs. An der Seite des Deutschen wurde McDavid zum MVP, zum besten Spieler der Saison gewählt. Jetzt soll der nächste Schritt folgen. «Das Warten hat ein Ende», prophezeit die kanadische Zeitung «National Post». «Das Duo McDavid und Draisaitl erinnert an die Generation um Wayne Gretzky und Mark Messier.»
Mit Eishockey-Jahrhundertspieler Gretzky wurden die Oilers zwischen 1984 und 1988 viermal Stanley-Cup-Champion. «The Great One» sieht in den beiden Oilers-Stars durchaus Potenzial für eine neue Ära. «Die Beiden sind wirklich gut», lobte Gretzky und verglich McDavid und Draisaitl mit dem legendären Pittsburgh-Duo Jaromir Jagr und Mario Lemieux. «Sie können eines der besten Paare überhaupt werden.»
Um erneut eine Top-Saison zu spielen, hat Draisaitl während der Sommerpause nicht gefaulenzt, im Gegenteil. Noch vor dem offiziellen Trainingsbeginn hat sich der neue Top-Star in Köln und Prag fit gemacht. «Ich habe 7,5 Wochen hart gearbeitet. Es war ein sehr harter Sommer», berichtete der 1,85 Meter große Profi. Sehr zur Freude seines Trainer Todd McLellan. «Es war mir klar, dass Leon keinen Fuß vom Pedal nehmen wird», lobte der Oilers-Coach den Fitness-Zustand seines Schützlings.
Ein Traum geht für Draisaitl vorerst nicht in Erfüllung. Beim olympischen Eishockey-Turnier 2018 im südkoreanischen Pyeongchang schaut er mit den anderen NHL-Stars nur zu, weil die Liga die Spieler nicht freigeben wird. Sollte alles glatt laufen, muss die DEB-Auswahl von Bundestrainer Marco Sturm auch bei der WM im kommenden Jahr in Dänemark auf den Star verzichten. Zeitgleich mit dem kontinentalen Turnier finden die NHL-Playoffs statt. Und da hat Draisaitl Großes vor.
(dpa)