LaLiga ohne Barça? Zukunft von Messi & Co. bedroht

Madrid/Barcelona – Lionel Messi und Marc-André ter Stegen hüllen sich zum heiklen Thema in Schweigen.

Der Countdown zum umstrittenen Referendum über die Unabhängigkeit Kataloniens bringt aber den Superstar, den deutschen Nationaltorwart und die anderen Fußballer des FC Barcelona vor dem Champions-League-Duell am Mittwoch bei Benfica Lissabon sicher ins Grübeln. Denn die von den Separatisten angestrebte Loslösung von Spanien würde den Club ins Ungewisse stürzen. Finden die Königsklasse und LaLiga künftig womöglich ohne Messi & Co. statt?

Der Boss der spanischen Profi-Liga, Javier Tebas, gab darauf dieser Tage eine klare Antwort: «Nach dem spanischen Sportgesetz gibt es nur einen Staat, dessen Teams in den spanischen Ligen mitspielen können, und das ist (das Fürstentum) Andorra.» Das Gesetz kann zwar im Madrider Parlament geändert werden. Aber Tebas bemerkt skeptisch, man werde schauen müssen, «ob die Parteien zustimmen».

Es würde sogar noch schlimmer kommen: Da die Katalanen die Unabhängigkeit gegen den Willen der Zentralregierung in Madrid verkünden wollen, würde ein katalanischer Verband zumindest in den ersten Jahren nach der Loslösung laut Tebas nicht damit rechnen können, vom Weltverband FIFA oder dem Europa-Verband UEFA anerkannt zu werden. Auch Champions League ade also. Der Club hat sich dennoch mit der Regionalregierung, die das Referendum am Sonntag (1. Oktober) ungeachtet eines Justizverbots durchführen will, solidarisch erklärt. Das Credo vieler in Katalonien: «Ohne Madrid sind wir besser dran!»

In einer katalanischen Liga würden Messi, ter Stegen und Andrés Iniesta aber nicht mehr gegen Real Madrid, Atlético oder Valencia antreten. Die großen Rivalen hießen dann Espanyol Barcelona und FC Girona (beide heute in der Primera División) sowie Gimnàstic Tarragona und FC Reus, die in der zweiten Liga kicken. Das Niveau der katalanischen Teams ist so niedrig, dass sogar die B-Mannschaft des FC Barcelona im Unterhaus die beste der Region ist.

Befürworter der Unabhängigkeit – oder zumindest einer verbindlichen Abstimmung über die Abspaltung von Spanien – gibt es in Barcelona nicht nur in der Politik, bei Künstlern wie Startenor José Carreras und Unternehmern. Zu ihnen gehört auch der frühere Bayern-Trainer Pep Guardiola. «Es geht nicht um Unabhängigkeit, es geht um Demokratie», sagte er kürzlich.

Was viele vielleicht nicht wissen: Katalonien hat eine eigene «Nationalmannschaft». Und das schon seit Jahrzehnten. Das erste Länderspiel ging 1912 in Paris gegen Frankreich mit 0:7 verloren. Kein Geringerer als der im vorigen Jahr gestorbene Johan Cruyff war zwischen 2009 und 2013 Trainer der «Selecció Catalana».


(dpa)

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