München – War was? Der FC Bayern offenbart in der Englischen Woche der Bundesliga mal wieder die Schnelllebigkeit des verrückten, aber auch so faszinierenden Fußball-Geschäftes.
Noch vor einer Woche wurde aufgeregt über Ego-Trips der Stars, faden Fußball und Trainer Carlo Ancelotti diskutiert. Dann begann in München das Oktoberfest – und es läuft: 4:0 gegen Mainz, 3:0 auf Schalke – und am Abend kommt einer der Lieblingsgegner in die Allianz Arena. Der VfL Wolfsburg hat 19 von 20 Ligaspielen in München verloren. Nur einmal holten die harmlosen «Wölfe» einen Punkt, beim 3:3 im Dezember 2001.
AUSGANGSLAGE: «Wir müssen aufpassen», warnt Ancelotti seine Spieler. Ein Gegner mit einem neuen Trainer sei stets speziell, begründet der Italiener. Die Wolfsburger Akteure gingen – nach dem Trainerwechsel von Andries Jonker zu Martin Schmidt – mit einer neuen Motivation zu Werke. Beim 1:1 zum Einstand von Schmidt gegen Werder Bremen agierte der VfL aber nur in der ersten Spielhälfte wie wachgeküsst. «Wir müssen von Anfang an bewusst eine Chance sehen», fordert Schmidt vor der schwierigen Aufgabe in der Münchner Arena: «Wenn das Spiel beginnt, haben wir schon einen Punkt. Darum müssen wir kämpfen.»
PROGNOSE: Erst fünf Spieltage sind vorbei. Und doch zeichnet sich an der Tabellenspitze bereits ein Zweikampf BVB (13 Punkte) gegen FCB (12) ab. «Dortmund und Bayern haben die meisten Möglichkeiten, die Bundesliga zu gewinnen», glaubt Ancelotti. Auch den Tabellendritten 1899 Hoffenheim (11 Punkte) schätzt der Italiener wieder stark ein. Beim Vizemeister RB Leipzig (7) ist Ancelotti eher skeptisch. Das Neuland Champions League koste die Sachsen «viel Energie», meint Ancelotti. Energie, die womöglich im Liga-Alltag fehlen könnte.
FÜNFERPACK: Es geschah auf den Tag genau vor zwei Jahren. Auch damals gastierte der VfL Wolfsburg am 6. Spieltag beim deutschen Meister FC Bayern. Die Niedersachsen führen zum Pause 1:0. Dann wechselt Bayern-Coach Pep Guardiola Torjäger Robert Lewandowski ein – und der Pole schreibt mit fünf Treffern innerhalb von 8 Minuten und 59 Sekunden Bundesligageschichte. «Ich war wie in einer anderen Welt, wie in Trance», erinnert sich der Pole. In 13 Bundesligaspielen gegen Wolfsburg hat Lewandowski übrigens insgesamt 14 Tore erzielt.
GENERALPROBE: Das Spiel gegen Wolfsburg ist für den FC Bayern nicht nur wichtig für die Bundesligatabelle, sondern auch für die Champions League. Die Münchner wollen sich weiter warm schießen für das große Duell mit Paris St. Germain, das im Sommer auf dem Transfermarkt mit der Verpflichtung der Offensivstars Neymar (222 Millionen Euro) und Kylian Mbappé (180 Mio) fett zugeschlagen hat. «So sehr habe ich mich seit langem nicht mehr auf ein Champions-League-Spiel gefreut», sagt Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge. Eine gelungene Generalprobe gegen Wolfsburg soll die Vorfreude auf den Gruppengipfel weiter schüren.
(dpa)