Köln – Verunsichert und verpfiffen stürzt der 1. FC Köln in den Abstiegskampf – und nach dem erneuten Ärger mit dem Video-Schiedsrichter hatte sogar der Gegner Mitleid.
«Ich habe absolutes Mitgefühl mit den Kölnern», sagte Eintracht Frankfurts Trainer Niko Kovac nach dem 1:0-Sieg im Rheinland. Drei Tage nach dem 0:5 bei Borussia Dortmund haderten die Kölner derweil erneut mit den Video-Schiedsrichtern. Und weil der FC derzeit auch mit seinen Leistungen wenig Hoffnung macht, schwankt die Stimmung rund ums Geißbockheim nach dem zweitschlechtesten Saisonstart der gesamten Liga-Historie zwischen Entsetzen, Frust, Wut und Ratlosigkeit.
Sportchef Jörg Schmadtke trat mit der festen Überzeugung vor die Mikrofone, «nicht viel über den Schiedsrichter zu reden». Doch sein Frust musste raus. «Jeder hat die Situationen gesehen und kann sich seinen Reim drauf machen. Da muss ich nicht als Schlauberger um die Ecke kommen und als Oberschiedsrichter der Nation agieren», sagte er: «Aber ich weiß nicht, wie man zu solchen Entscheidung kommen kann. Auf dem Platz kann ich es noch so ein bisschen nachvollziehen, auch wenn ich mich da schon wundere, warum wir die Dinge relativ klar und eindeutig bewerten können. Aber wenn man Fernsehbilder hinzuziehen kann, fällt es mir schwer, das zu verstehen.»
Trainer Peter Stöger wirkte unterdessen ungewohnt aufgekratzt. «Ich bin mental robust, obwohl ich nicht so aussehe. Aber davon, ruhig oder entspannt zu sein, bin ich derzeit weit entfernt», gestand der Österreicher nach der fünften Pleite des Europa-League-Teilnehmers im fünften Saisonspiel, die durch die klare Benachteiligung noch schwerer zu akzeptieren war.
Nach dem letztlich entscheidenden Elfmeter zum 1:0 durch Sebastien Haller (21.) habe der gefoulte Mijat Gacinovic «selbst gesagt, dass es kein Foul war. Er meinte: Jetzt kommt der Videobeweis und dann gibt es Eckball», berichtete Kölns Leonardo Bittencourt. Der wurde zwölf Minuten später im Frankfurter Strafraum klar gefoult, doch Bundesliga-Debütant Martin Petersen nahm nicht einmal Rücksprache bei Video-Assistent Stark. Und der frühere FIFA-Schiedsrichter sah auch keinen Grund, einzugreifen. «Unfassbar», nannte das Horn. Und Lehmann meinte mit bitterer Ironie: «Vielleicht war der Kollege da mal kurz nicht vor dem Bildschirm.»
Und weil die Kölner Mannschaft derzeit nicht so sattelfest ist, Rückschläge wegzustecken, befindet sie sich tabellarisch im freien Fall. Die 0 Punkte und 1:13 Tore nach fünf Spielen wurden in der Bundesliga-Historie nur einmal unterboten: Vom Karlsruher SC gleich in der ersten Spielzeit 1963/64 (0 Punkte, 2:17 Tore).
So hat allerspätestens jetzt für die Kölner der Abstiegskampf begonnen. «Man muss sich mit der Thematik beschäftigen», sagte Stöger: «Wir werden mindestens bis zum Winter da unten drinstecken. Selbst wenn wir eine Serie starten würden. Wir müssen es irgendwann in die richtigen Bahnen lenken. Das wird schwierig. Schwierig und interessant. Aber ich bin guter Hoffnung.» Er wolle aber «nichts Grundlegendes ändern, weil ich sonst meine Glaubwürdigkeit verlieren würde».
Sportchef Schmadtke gab derweil die Devise für die harten nächsten Wochen aus: «Ritterrüstung anziehen, Kopf runter und durch!»
(dpa)