Außenseiter Augsburg und das Feuer in den Augen

Frankfurt/Main – Die Prognosen waren verheerend. Der Kader zu groß, die Abgänge zu wichtig, die Neuen zu schwach: Grob zusammengefasst war das die Expertenmeinung über den FC Augsburg vor dem Beginn dieser Saison.

Durch den verdienten 2:1 (1:0)-Sieg bei Eintracht Frankfurt hat diese Mannschaft aber auf einmal den besten Saisonstart ihrer Bundesliga-Geschichte hingelegt.

Sieben Punkte nach nur vier Spielen hatte der FCA noch nicht einmal, als er in den Monaten darauf in die Europa League stürmte. Der große Außenseiter entwickelt sich langsam zum Überraschungsteam dieser Saison. Und glaubt man dem Abwehrspieler Philipp Max, hat das eine auch viel mit dem anderen zu tun. «Wir wollen den Leuten beweisen, dass wir nicht der Abstiegskandidat Nummer eins sind», sagte der 23-Jährige trotzig.

Abgesehen vom Pokal-Aus in Magdeburg und dem 0:1 am ersten Spieltag in Hamburg hat das bislang überzeugend geklappt. Auch vor dem nächsten Gegner RB Leipzig haben sie in Augsburg keine Angst. «Jetzt können wir zu Hause mit breiter Brust und Feuer in den Augen in dieses Spiel gehen», sagte Max vor der Partie am Dienstagabend (20.30 Uhr). «Wir wollen auch für Leipzig ein unangenehmer Gegner sein.»

Genau darum geht es in Augsburg: kompromisslos verteidigen, überfallartig kontern, «den Gegner dazu zwingen, die falschen Entscheidungen zu treffen», wie Fredi Bobic am Samstag sagte. «Eklig, aber erfolgreich», nannte der Frankfurter Sportvorstand diesen Stil. «Wenn ich Stefan Reuter wäre, würde ich heute sagen: Mensch, das haben wir gut gemacht.» Der Sportchef der Eintracht und der des FCA kennen sich, seit sie 1996 gemeinsam Europameister wurden.

2:2 gegen Mönchengladbach, 3:0 gegen Köln und jetzt 2:1 in Frankfurt: Dreimal nacheinander haben die Augsburger deutlich namhafteren Gegnern die Punkte geklaut, ohne sich später dafür entschuldigen zu müssen. Was die Spielanlage und die Zielstrebigkeit angeht, war Augsburg besser als Frankfurt. In Gefahr geriet dieser Sieg nur, als die Eintracht nach den Toren von Max (20. Minute), Caiuby (76.) und Luka Jovic (79.) noch einmal aufkam in den letzten zehn Minuten.

Fünf Saisonwochen reichen noch lange nicht aus, um ein Urteil zu fällen. Aber im Moment fällt auf, dass die Augsburger genau von den Punkten zehren, die ihnen vor Saisonbeginn zur Last gelegt wurden. Der etwas überdimensionierte Kader mit seinen 33 Profis ist zumindest noch kein Quell ständiger Unruhe, sondern hat eher eine leistungsfördernde Wirkung. «Jeder, der bei uns in der ersten Elf steht, muss sich das hart verdienen», sagte Trainer Manuel Baum.

In Augsburg stehen sieben Innenverteidiger, acht Außenstürmer und vier Torhüter auf der Gehaltsliste. So etwas ist nur in der Balance zu halten, wenn sich alle untereinander verstehen. Am Samstag saß der Fünf-Millionen-Euro-Einkauf Michael Gregoritsch auf einmal auf der Bank und der bislang gesetzte Caiuby gleich daneben. Der Brasilianer wurde in der zweiten Halbzeit eingewechselt, schoss kurz darauf ein schönes Tor und sagte hinterher nur: «Wir brauchen jeden Spieler. Wenn der Trainer so entscheidet, ist das kein Problem für mich.»

Am Ende warnte sogar Frankfurts Trainer Niko Kovac den nächsten Gegner Leipzig vor diesem FCA. «Viele sagen immer nur: Wer ist Augsburg? Aber das ist eine starke Mannschaft!»


(dpa)

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