Die Lehren aus dem Großen Preis von Belgien

Spa-Francorchamps – Diese Formel-1-Saison kennt bisher eine Konstante: Seriensieger gibt es nicht.

Mit dem Erfolg von Verfolger Lewis Hamilton beim Großen Preis von Belgien schmolz der WM-Vorsprung Sebastian Vettels auf sieben Zähler. Der viermalige Formel-1-Weltmeister reiste aber voller Zuversicht aus Spa-Francorchamps ab.

FERRARI HAT WEITER AUFGEHOLT

Der Kurs in Spa gilt als Motorenstrecke und der Antrieb von Mercedes noch immer als der stärkste. Abschütteln konnte Hamilton im Silberpfeil Vettel im Ferrari aber nicht wirklich. Er musste stattdessen alles geben. Das zeigt: Ferrari hat auch auf den Strecken, in denen der SF70 H eigentlich schwächer eingestuft worden war, aufgeholt. Das heißt für Vettel: Kurse, auf denen man Angst haben muss, kommen in dieser Saison nicht mehr.

VON RENNEN ZU RENNEN

So richtig aus sich raus ging Hamilton nach seinem Sieg nicht. Es gab einen Grund. «Ich bin happy, aber es ist noch nicht vorbei», erklärte er ein paar Stunden nach seinem Erfolg. Fünf Siege in zwölf Rennen hat er gefeiert. Aber kein einziges mal gelangen ihm zwei nacheinander. Dasselbe tritt auf Vettels vier Siege zu. Diese Saison ist ein ständiges Hin und Her. Möglich und denkbar, dass Mercedes in Monza die Motorpower auf dem Hochgeschwindigkeitskurs nochmal ein bisschen ausspielen kann, garantiert ist selbst das aber nicht mehr. Und danach kommt mit Singapur das erste der finalen Überseerennen – ein Kurs mit engen Kurven, prädestiniert für den Ferrari.

DIE TEAMKOLLEGEN SIND RAUS

Schon vor dem Start des Belgien-Rennens hatte Mercedes-Teamchef eine Strategieänderung angedeutet, was den Umgang der beiden Fahrer betrifft. Man werde nun eben auch von Rennen zu Rennen schauen. Soll heißen, dass Mercedes sich gegebenenfalls auch auf den einen Fahrer festlegt, wenn es darum geht, die klare Ferrari-Nummer-Eins Sebastian Vettel zu schlagen. Dass Valtteri Bottas‘ Rückstand nach Rang fünf in Belgien auf 41 Punkte auf Vettel anwuchs, dürfte es für die Silberpfeil-Verantwortlichen bei den kommenden Rennstrategien noch ein bisschen leichter machen.

BEST OF THE REST

So nennt man gern die, die direkt nach den Fahrern der drei Topteams Ferrari, Mercedes und Red Bull kommen. Immer öfter ist das der Deutsche Nico Hülkenberg. Den zwölften Saisonlauf beendete Hülkenberg hinter Hamilton, Vettel, Daniel Ricciardo (Red Bull), Räikkönen und Bottas auf Platz sechs. Schon in Spanien und Großbritannien hatte es der Emmericher bis dahin geschafft. Und das in Spa-Francorchamps mit einem Renault, dessen Kupplung nicht richtig funktionierte. «Ich musste schon ordentlich für mein Geld arbeiten», sagte Hülkenberg, der zu dieser Saison von Force India zu dem französischen Team gewechselt war.

RICCIARDO IST RED BULLS PODIUMSGARANT

Sechsmal auf dem Podium bei zwölf Rennen, das ist die Bilanz von Daniel Ricciardo. Sechsmal nicht ins Ziel gekommen in zwölf Rennen, das ist die Bilanz von Max Verstappen, der es bei den restlichen sechs Starts einmal aufs Podest schaffte. Dass der in Belgien geborene Niederländer auch in Spa-Francorchamps wegen eines Defekts ausschied, verhagelte PS-Wunderknabe Verstappen mächtig die Laune: «Einem Top-Team darf das nicht passieren.»

Ganz anders Red Bulls Podiumsgarant, ohnehin bekannt für sein ansteckendes Grinsen. Auf die Frage, ob er womöglich behutsamer mit seinem Wagen umgehe, antwortete Ricciardo scherzend: «Ich mache vieles bei meinem Fahrstil, was sehr schön für das Auto ist. Ich rede mit ihm während des Rennens. Ich massiere es. Ich würde es nicht Vorspiel nennen, aber so in der Richtung.» Verstappen sei hingegen noch jung (19), aggressiv. «Er geht direkt ran», sagte Ricciardo (28) bei der Pressenkonferenz nach seinem dritten Platz und lachte.


(dpa)

(dpa)