Göteborg – Die erhoffte Aufholjagd endete mit einer Enttäuschung. Einen Tag nach dem 17. EM-Gold für Isabell Werth in der Dressur gingen die deutschen Springreiter bei der Medaillen-Vergabe leer aus.
Marcus Ehning vergab in Göteborg die Chance auf Edelmetall in der ersten Runde, Philipp Weishaupt scheiterte in der zweiten. «Ein Fehler ist ein Fehler zu viel», kommentierte Ehning, der mit zwei strafpunktfreien Runden am Abschlusstag Silber sicher gehabt hätte.
Stattdessen kassierte Ehning schon früh vier Strafpunkte, fiel aus dem Medaillen-Rennen und landete am Ende mit 8,59 Strafpunkten auf Rang sechs. «Das war gut, aber nicht gut genug», sagte der 43-Jährige aus Borken zu seinen Ritten auf Pret A Tout. Zu den null Strafpunkten in der zweiten Runde meinte er: «Das war zumindest ein versöhnlicher Abschluss.»
Weishaupt überholte Ehning in der ersten Runde, fiel in der zweiten aber wieder weit zurück. Nach einer Verweigerung mit Convall sammelte der 32-Jährige aus Riesenbeck insgesamt 22,73 Strafpunkte und ritt enttäuscht als Zwölfter aus dem Stadion.
Einen starken Eindruck machte bei ihrem ersten EM-Einsatz die erst 23 Jahre alte Laura Klaphake. Elegant flog sie mit ihrer Stute Catch Me If You Can über die Hindernisse und fasste strahlend ihre Premiere zusammen: «Gefühlt habe ich mich jeden Tag verbessert. Es hat mir Riesenspaß gemacht.» Tatsächlich steigerte sich die junge Reiterin mit jeder Wertungsprüfung und kam bei ihrem Debüt auf Rang 17.
Als Europameister feierten die rund 12 000 Zuschauer den 45 Jahre alten Schweden Peder Fredricson, der mit All In und fünf Strafpunkten gewann. Zweiter wurde der Niederländer Harrie Smolders mit Don (5,52) vor dem Iren Cian O’Connor mit Good Luck (6,25).
Die dominierende Figur der sechstägigen EM im Ullevi-Stadion war Isabell Werth, die mit dem dritten Dressur-Gold einen ganz besonderen Sieg feierte. «Das Adrenalin war am Anschlag», sagte die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt nach ihrem Rekordritt in Göteborg: «Ich musste alles riskieren und durfte mir keinen Fehler erlauben.» Der junge Sönke Rothenberger hatte die Dressurkönigin zur Höchstleistung getrieben. Werths Sieg in der Kür war denkbar knapp.
Die Reiterin aus Rheinberg baute ihre unglaubliche Erfolgsserie mit dem insgesamt 17. EM-Gold aus, doch das war viel schwerer als gedacht. Das wurde im Ullevi-Stadion auch an ihren Reaktionen deutlich. Als Werth ihr Ergebnis nach zwei bangen Minuten des Wartens hörte, ballte sie beide Fäuste, lachte erleichtert und schrie ihre Freude heraus. «Das war wirklich unglaublich spannend», sagte die 48 Jahre alte Reiterin später. «Darum liebe ich den Wettbewerb.»
Werth und der 26 Jahre jüngere Rothenberger trieben sich gegenseitig an. Die Siegerin erhielt für ihren Ritt mit der Stute Weihegold schließlich 90,982 Prozent – so viel wie noch nie. Knapp dahinter kam der 22-Jährige mit Cosmo (90,614) auf Platz zwei. Auch der Bad Homburger ritt einen persönlichen Rekord.
Nach den Siegen mit der Mannschaft und im Grand Prix Special war der Kür-Sieg für Werth und ihre zwölfjährige Stute der dritte Erfolg im Ullevi-Stadion. «Wir hatten eine fantastische Woche, das war super-toll», sagte Werth und gab zu: «Wenn es drei Goldmedaillen sind, dann ist man schon ein bisschen mitgenommen.» Es waren seit ihrem EM-Debüt 1989 die Titel 15, 16 und 17.
(dpa)