Racice/Tschechien – Die deutschen Rennkanuten sind für die Weltmeisterschaften auf den Punkt fit. Die EM-Erfolge vor sechs Wochen waren ein deutliches Zeichen an die Konkurrenz.
«Wir wollen in Racice schon versuchen, das gute Ergebnis von der EM zu bestätigen», meinte Sportdirektor Jens Kahl vor den Titelkämpfen vom 23. bis 28. August in Tschechien.
Eigentlich kümmern sich Spitzensportler im nach-olympischen Jahr in der Regel um Ausbildung, Beruf oder Familie. Daher waren die sechs Titel, einmal Silber und dreimal Bronze bei den Europameisterschaften aus dem vollen Training heraus schon eine Überraschung. Doch nach gut dreiwöchiger WM-Vorbereitung in München könnten nun schon die nächsten Titel folgen.
Nach den teilweise nasskalten und regnerischen Tagen in Bayern muss der Sportdirektor bei einigen Athleten seines 27-köpfigen Aufgebots aufgrund von Erkältungen zwar noch vorsichtig sein. Die Wettervorhersagen für die nächsten Tagen passen aber. «Wir freuen uns, nun hoffentlich wieder etwas Sonne genießen zu können», meinte Kahl.
Präsident Thomas Konietzko vom Deutschen Kanu-Verband (DKV) nimmt den Druck bewusst raus. «Wir haben Tokio 2020 in den Blick genommen. Dafür nehmen wir in Kauf, dass die Athleten 2017 nicht so gut abschneiden. Dennoch glaube ich, dass wir die gewohnten Erfolge in diesem Jahr einfahren», meinte er. Mit den Olympia-Medaillengewinnern und Europameistern Sebastian Brendel im Canadier-Einzel über 1000 Meter, Max Hoff und Marcus Groß im Kajak-Zweier über 1000 Meter sowie dem Kanu-Duo Franziska Weber und Tina Dietze über 500 Meter hat er Favoriten auf Gold im Team. Zudem kommen noch die Weltcup-Sieger von Belgrad und Überraschungs-Europameistern Yul Oeltze und Peter Kretschmer im Zweier-Canadier über 1000 Meter.
Weitere Medaillenanwärter sind die deutschen Kajak-Vierer. Die beiden Boote gehen anders als zuletzt bei der EM wieder in stärkster Besetzung an den Start. Der dreimalige Rio-Olympiasieger Sebastian Brendel aus Potsdam will sich nicht schonen: «Als Kanute denkt man im Vierjahres-Rhythmus. Ich werde aber mein Pensum bis Tokio Schritt für Schritt steigern. Zwischendrin ist es aber wichtig, auch mal die Luft rauszulassen», sagte der Canadier-Spezialist. Er erwartet wie fast immer ein Dauerduell mit dem Tschechen Martin Fuksa und dem Brasilianer Isaquias Queiroz dos Santos. «Fuksa ist immer top vorbereitet, doch ich konnte ihn bei der EM schon schlagen», betonte Brendel, der die EM-Titel Nummer elf und zwölf einfuhr und nun sein 13. WM-Plakette anpeilt.
Bei den Frauen ruhen die Hoffnungen vor allem auf Franziska Weber und Tina Dietze, die im Kajak-Zweier und Vierer jeweils über 500 Meter starten. Das Duo ist bestens eingespielt. «Wir kennen uns seit 2005, waren bei der Junioren-WM zusammen auf dem Zimmer. Unser Wunsch war immer, zusammen zu fahren», sagte die Leipzigerin Dietze und sprach Klartext: «Wir passen wie Arsch auf Eimer. Wir verstehen uns blind. Im Bewegungsablauf sind wir wie eins. Man hat das Gefühl, man ist alleine im Boot.»
(dpa)