Paris – Der Rekord-Transfer von Neymar sprengt alle bisherigen Dimensionen im Weltfußball. Doch auch nach der Präsentation des 25 Jahre alten Brasilianers als Neuzugang bei Paris Saint-Germain bleiben einige Fragen zum 222-Millionen-Euro-Wechsel.
Die wichtigsten Antworten zu den finanziellen Hintergründen:
Kann das Financial Fairplay der UEFA den Transfer rückwirkend noch verhindern?
Nein. Sollte es irgendwelche Konsequenzen auf Basis der Finanzregeln der Europäischen Fußball-Union geben, würden diese erst in Zukunft folgen. Clubs dürfen sich gemäß Financial Fairplay derzeit für den Zeitraum von drei Jahren einen Verlust von insgesamt 30 Millionen Euro erlauben. Ansonsten drohen Strafen bis zum Ausschluss von internationalen Wettbewerben oder die Aberkennung von Titeln. Erstmals mit den finanziellen Auswirkungen des Neymar-Transfers auf die PSG-Bilanz wird sich die UEFA voraussichtlich im Herbst 2018 beschäftigen, wenn das Finanzjahr von PSG abgeschlossen ist und danach der Bericht geprüft wird.
Wie kann sich PSG den 222-Millionen-Transfer schönrechnen?
PSG-Präsident Nasser al-Chelaifi erklärte bei der Vorstellung von Neymar, dass der Club die Ablösesumme gezahlt habe. Diese kann PSG aber über die komplette Vertragsdauer in seiner Bilanz strecken. Da Neymar für fünf Jahre unterschrieben hat, wäre dies pro Saison nur noch ein Verlust von 44,4 Millionen Euro. Dieses Minus könnte Paris versuchen, durch den Verkauf anderer Hochkaräter zu tilgen. Es gibt zudem Berichte, dass Teile von Neymars Gehalt über Zahlungen des Organisationskomitees der WM 2022 in Katar oder andere Sponsorenverträge mit Firmen aus dem Emirat beglichen werden könnten. Dies würde aber womöglich die UEFA auf den Plan rufen.
Welche Strafen hat PSG in der Vergangenheit bereits verbüßt?
Vor drei Jahren wurden die Pariser wie auch Manchester City, das mit Geld aus Abu Dhabi finanziert wird, zunächst zu einer Strafe von 60 Millionen Euro verurteilt. Diese wurde später auf 20 Millionen Euro reduziert. Zudem durften die Clubs in der Champions-League-Saison 2014/15 nur 21 statt 25 Spieler melden. Die UEFA entschied damals, dass der Wert eines Sponsorendeals mit der katarischen Tourismusbehörde zu hoch berechnet wurde. PSG stand zunächst «unter strenger Überwachung» und unterlag «einigen Einschränkungen». Im April dieses Jahres erklärte die UEFA, dass Paris die Bedingungen seiner Strafe erfüllt habe.
Ist das Financial Fairplay damit gescheitert?
Aus Sicht der UEFA nicht. Bei dieser Argumentation führt der Kontinentalverband die Entwicklung der Verluste bei europäischen Clubs an. So ist der Höhepunkt des Geldausgebens überschritten: Vor sieben Jahren betrug das Gesamt-Minus der europäischen Vereine noch 1,7 Milliarden Euro, 2015 machten die Clubs noch 300 Millionen Euro neue Schulden.
Welche Kosten verursacht der Transfer insgesamt?
Neben der Rekord-Ablöse lässt sich PSG auch das Gehalt von Neymar einiges kosten. Medienberichten zufolge soll der Brasilianer pro Jahr 30 Millionen Euro netto kassieren, voraussichtlich müsste Paris eine ähnliche Summe auch an Steuern darauf zahlen. Somit dürfte das komplette Paket, in das möglicherweise auch noch Handgelder fließen, über eine halbe Milliarde Euro betragen.
Wer steckt hinter PSG?
Im Sommer 2011 übernahm die staatliche Investorengruppe Qatar Sports Investments den Pariser Club. Als Vorsitzender fungiert Nasser al-Chelaifi, zugleich auch Vereinspräsident. Damit besitzt der frühere Tennisspieler die Lizenz zum Geldausgeben: PSG ließ sich in sechs der vergangenen sieben Saisons seine Neuverpflichtungen jeweils eine dreistellige Millionensumme kosten, insgesamt mehr als 900 Millionen Euro. Hinter Neymar zählen Edinson Cavani (64,5 Millionen Euro), Ángel Di Maria (63 Millionen), David Luiz (49,5 Millionen) zu den kostspieligsten Zukäufen. Der frühere Wolfsburger Julian Draxler folgt mit einer Ablösesumme von 40 Millionen Euro erst auf Rang acht der Rangliste.
(dpa)