Dortmund – Bei Mario Götze ist das Lachen zurück. Das Training im Kreis seiner Dortmunder Teamkollegen bereitet dem an einer Stoffwechselstörung erkrankten Weltmeister sichtlich Freude. Nach einer fünf Monate langen Zwangspause wirkt er wie von schwerer Last befreit.
Die Leichtigkeit und Eleganz, die den Edeltechniker im Umgang mit dem Ball auszeichnet, hinterlässt auch bei seinem neuen Coach mächtig Eindruck. «Wenn ich das nicht als Trainer sagen dürfte, sondern als Fußball-Liebhaber: Es macht einfach Spaß, ihm bei der Arbeit zuzusehen», schwärmt Peter Bosz.
Alle Sorgen vor einem drohenden Karriereende von Götze sind mit einem mal verflogen. Zur Erleichterung aller Beteiligten schlägt die Therapie, mit der das einstige Sorgenkind von den Medizinern neu justiert wurde, offenbar an. Der 25-Jährige wirkt schlanker, belastbarer und spielfreudiger als vor der Diagnose Ende Januar. Erste Einsätze in diversen Testspielen verliefen vielversprechend.
Ob der Siegtorschütze des WM-Finales 2014 auch am kommenden Samstag im Supercup-Duell zwischen dem BVB und seinem ehemaligen Club FC Bayern vor heimischer Kulisse zum Einsatz kommt, ließ Bosz jedoch offen: «Wir müssen vorsichtig mit ihm sein. Wenn man fünf Monate nicht da ist, kann man das nicht in fünf Wochen aufholen.»
Trotz seiner langen Zwangspause steht Götze vor allem bei Fußball-Ästheten noch immer hoch im Kurs. «Er ist für mich einer der besten Fußballer, die Deutschland je hatte. Wenn er in Form ist, wenn er die Fitness hat», befand der einstige BVB- und Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld.
Ähnlich eifrig wie in den Einheiten im rund einwöchigen Trainingslager von Bad Ragaz in der Schweiz war Götze beim Schreiben von Autogrammen für die zahlreichen Fans. Doch seine Medienkontakte wurden in dieser Zeit auf ein Minimum reduziert, um den Aufbau nicht zu gefährden. In einem Interview mit dem Internet-Anbieter Spox gab Götze während der Asienreise der Borussia im Juli eines seiner seltenen Statements: «Mein Ziel ist einfach: Ich möchte gesund sein und spielen können.»
Gespräche mit Trainer Bosz schüren die Zuversicht: «Er ist sehr offen und hat eine gute Philosophie. Damit kann ich mich gut identifizieren. Ich freue mich auf die Zeit, auf das Vertrauen.»
Der intensive Kontakt zwischen dem niederländischen Fußball-Lehrer und Götze könnte die Reintegration des Nationalspielers nach Meinung von Hans-Joachim Watzke beschleunigen. «Du hast das Gefühl, dass er in den Planungen des Trainers eine wichtige Rolle spielt. Das tut Mario sehr gut. Er macht auf mich einen sehr gelösten, aber auch sehr fokussierten Eindruck», kommentierte der BVB-Geschäftsführer.
Für Eurosport-Experte Matthias Sammer ist das gute Verhältnis von Bosz zu Götze gar von entscheidender Bedeutung: «Ich glaube, dass Mario ein Spielertyp ist, der niemals in Frage gestellt werden darf, um seine 100 prozentige Leistung zu bringen. Dann kann er explodieren.»
Der geduldige Umgang der Dortmunder Vereinspitze mit dem Mittelfeldspieler nach der Diagnose könne sich im Nachhinein ebenfalls positiv auswirken. «So wie ich Mario kennengelernt habe, wenn das alles funktioniert: Das merkt er sich, das will er zurückgeben. Die Dankbarkeit wird bei ihm gegenüber handelnden Personen grenzenlos sein.»
(dpa)