Bochum – «Mit dem Wissen, wie der Weg des FC St. Pauli in der vergangenen Saison war und was vom VfL zu erwarten war, kann man sich nicht viel besser fühlen», sagte Trainer Olaf Janßen vom FC St. Pauli nach dem 1:0 im Eröffnungsspiel der 2. Fußball-Bundesliga beim VfL Bochum.
Der 50 Jahre alte Nachfolger von Ewald Lienen ballte im Regen die Fäuste und schrie seine Freude heraus, fand nach seinem Traumstart als Profi-Cheftrainer aber auch schnell wieder zur Sachlichkeit zurück. «Vor acht Monaten waren wir Letzter, jeder hat gelacht», sagte der Ex-Profi, der mit dem 1. FC Köln als Spieler zweimal Vizemeister wurde. Im November kam Janßen zum FC St. Pauli als Assistent von Lienen, der nun Technischer Direktor ist. Nicht wenige auf dem Kiez glauben, dass der rasante sportliche Aufstieg auch mit Janßen zu tun hat.
Mit 34 Punkten in der Rückrunde stürmte der Ex-Bundesligist in der Vorsaison vom letzten Platz auf Rang sieben. Am Freitag krönte Christopher Buchtmann mit seinem Tor (65. Minute) vor 27 350 Zuschauern im fast ausverkauften Ruhrstadion eine Leistung, die nahtlos an die der vergangenen Spielzeit anknüpfte und die St. Paulis Status als Aufstiegsaspirant bestätigte. «Wir müssen bescheiden bleiben, gucken unter dem Weihnachtsbaum mal auf die Tabelle und überlegen, was realistisch möglich ist in dieser Saison», sagte Janßen.
Pauli-Kapitän Bernd Nehrig beschrieb den Club als absolute Einheit, in dem «Spieler, Trainer und der gesamte Staff ein extrem gutes Verhältnis und Miteinander» pflegten. So verlief im Sommer der Wechsel in der sportlichen Verantwortung von Lienen zu Janßen laut Innenverteidger Lasse Sobiech «fließend», und auch für den Coach war es keine «Riesenumstellung».
Das sieht beim VfL Bochum ganz anders aus. Für Janßens Kollegen Ismail Atalan, der ebenfalls sein Profi-Debüt als Coach gab, war das Spiel gegen St. Pauli der 17. Arbeitstag. «Wir haben ein paar Systeme trainiert, aber die Zeit war zu kurz», sagte der 37-Jährige, der am 11. Juli von Drittligist Sportfreunde Lotte kam und die Nachfolge des ungeliebten Gertjan Verbeek antrat. Die positive und offene Art Atalans alleine sorgte beim VfL und im Umfeld des Traditionsclubs für spürbares Aufatmen.
Die Reaktion gegen St. Pauli nach einer schwachen ersten Hälfte deutet darauf hin, dass das Team auf dem richtigen Weg ist. Der Elan und Ehrgeiz des neuen Coaches, der Lotte ins DFB-Pokal-Viertelfinale führte, scheint grenzenlos. «Ich bin hier, um die Jungs zu Siegen zu führen und nicht zu Niederlagen. Wir müssen noch viel mehr investieren, um unsere Spiele zu gewinnen.»
(dpa)