Schwimm-Youngster Wellbrocks schwere Entscheidung

Budapest – Schickimicki am Becken, Medaillenglanz am See – oder am Ende sogar beides: Nach dem Finaldebüt bei der Schwimm-WM als Siebter steht Florian Wellbrock vor der Zukunftsentscheidung.

Chefbundestrainer Henning Lambertz hätte den 19-jährigen deutschen Hoffnungsträger gerne im Beckenteam, Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz sieht ihn als «zweite Kraft» im Freiwasser. «Ich fühle mich im Freiwasser und im Becken wohl», sagt Wellbrock, der sich noch nicht entscheiden will, worauf er seinen Fokus vor Olympia 2020 in Tokio richtet.

Das Erlebnis Weltmeisterschaft in Budapest inklusive erster Finalteilnahme hat es dem Magdeburger sicherlich nicht leichter gemacht. Locker und mit «Nice Girl 2.0» vom Berliner Rapper Ufo361 auf den Ohren war Wellbrock zum 800-Meter-Freistil-Endlauf in die mit tobenden Zuschauern prall gefüllte Duna Aréna gekommen. Der Youngster genoss seinen Auftritt auf der großen WM-Bühne. «Das war schon schön, mit ein bisschen Schickimicki am Rand», sagt er. Nebelmaschinen beim Gang auf die Startbrücke – das kann er beim Freiwasser eher nicht erwarten.

Dafür aber vielleicht größere Medaillenchancen, zumindest sieht Lurz das so. «Ich glaube, dass im Freiwasser 2020 eine Medaille möglich ist», sagt er. «Das ist im Becken nicht so einfach. Da bin ich mir nicht sicher, ob das möglich ist.»

Wellbrock selbst meint: «Ich würde nicht sagen, dass es im Freiwasser leichter ist, Medaillen zu holen.» Die Konkurrenz im Open Water, wo sich die Sportler schonmal durch herumschwimmendes Klopapier und Plastikmüll kämpfen müssen, und im Becken sei extrem stark. «Beides hat ein sehr, sehr hohes Niveau», meint Wellbrock. Dem selbstbewussten, locker plaudernden Schwimmer ist anzumerken, dass er gerne möglichst lange um eine Entscheidung herumkommen will.

Und vielleicht geht das sogar. Hat es mit einem Doppelstart in beiden Disziplinen in Budapest noch nicht geklappt, könnte das nächstes Jahr bei den Europameisterschaften «eine Option» sein. «Er könnte gerne beides probieren und in Glasgow beides machen», sagt Lambertz. Auf Dauer hätte der Chefbundestrainer den forsch schwimmenden Wellbrock, aber natürlich gerne fest in seiner Mannschaft. Will Wellbrock ganz oben angreifen, muss er sich wohl für eine Disziplin entscheiden.

Bei der WM in Kasan vor zwei Jahren war er im Freiwasser gestartet – und beim Silbermedaillengewinn von Rob Muffels über fünf Kilometer Fünfter geworden. «In Kasan war er erfolgreicher als in Budapest, auch wenn er dort ein gutes Rennen geschwommen ist», sagt Lurz nach Wellbrocks siebtem Platz im 800-Meter-Freistilrennen. Lurz würde sich «freuen, wenn er sich für Freiwasser entscheidet». Überreden will den jungen Schwimmer jedoch nicht. «Das muss der Athlet entscheiden. Er muss voll dahinter stehen.»


(dpa)

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