«Nicht hinterherheulen»: Schröders Zeit ohne Turbine Potsdam

Potsdam – Nach einer Saison setzt Bernd Schröder der selbstgewählten Auszeit von seiner großen sportlichen Liebe Turbine Potsdam ein Ende.

Als sich der Coach im Mai 2016 nach knapp einem halben Jahrhundert als Trainer und Manager des Frauenfußball- Bundesligisten verabschiedete, hatte er sich ein befristetes Stadionverbot auferlegt. «Ich werde jetzt sicherlich hier und da wieder zu Spielen gehen», kündigte Schröder kurz vor seinem 75. Geburtstag am 22. Juli mit Blick auf die neue Spielzeit an.

Sich «breit machen», das «eigene Gesicht in jede Linse halten» will er dabei aber keinesfalls: «Das ist es nicht wert, man muss die Sache über die Person stellen», sagt Schröder im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Auch zu seinem persönlichen Jubiläum sucht der erfolgreichste Trainer im deutschen Frauenfußball eher die Abgeschiedenheit, wandert mit seiner Frau in der Sächsischen Schweiz. Die große Feier soll erst später folgen. Stattdessen geht Schröder auf anderem Weg in die Öffentlichkeit. Er hat in diesen Tagen seine Autobiografie «Ein Trainerleben für den Frauenfußball» veröffentlicht.

Ein Titel, der stellvertretend für sein sportliches Lebenswerk steht. Noch heute spricht Schröder von «wir», wenn er über Turbine redet – «mein Kind, gewissermaßen ein uneheliches, das ich 45 Jahre lang aufgebaut habe.» Und dennoch beteuert Schröder, dass ihm sein Abschied im Rückblick nicht außerordentlich schwer gefallen sei. «Ich hatte genug Zeit, mir das zu überlegen, ob ich es mache. Und wenn man es macht, muss man dem nicht hinterherheulen.»

Autoritär, mit klaren Ansagen formte der Sohn eines Zimmermanns den Club, führte Turbine in die internationale Spitzenklasse. Jeweils sechsmal wurde Potsdam DDR- und deutscher Meister, gewann dreimal den DFB-Pokal und zweimal den Europapokal.

Nach Angaben des Deutschen Fußball-Bundes löste er in der Kategorie Vereinstreue den Franzosen Guy Roux ab, der 44 Jahre lang bei AJ Auxerre aktiv war. «Vor seinen Leistungen und Erfolgen kann man sich nur verneigen», lobte DFB-Präsident Reinhard Grindel bei der Auszeichnung mit dem Ehrenpreis das Lebenswerk im März. «Er hat sich nie verstellt, ist unbeirrt seinen Weg gegangen. Manchmal war er dabei unbequem, aber gerade das hat ihn ausgezeichnet und ausgemacht.»

Heute ist Schröder Ehrenpräsident von Turbine, ist häufig in seinem Büro im Olympiastützpunkt Potsdam anzutreffen, sucht den Austausch mit Athleten aus anderen Sportarten. Doch natürlich begleitet ihn vor allem immer noch der Frauenfußball – auch im Urlaub. Und so verfolgt Schröder aus der Ferne die Auftritte des Nationalteams von Steffi Jones bei der EM in den Niederlanden. «Sie muss liefern, das weiß sie auch», sagt er. «Der deutsche Frauenfußball wird an einer EM gemessen.» Eine klare Meinung hat Schröder auch noch im Ruhestand.


(dpa)

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