Lohnende Strapaze: Bayern, BVB und Schalke in Asien

Düsseldorf – Viele Flugstunden, große Hitze, hoher Termin-Stress. Auch in diesem Jahr nehmen die Branchenführer der Fußball-Bundesliga zu Beginn der Saison-Vorbereitung eine strapaziöse Reise nach Asien in Kauf.

Kurz nach Borussia Dortmund am 13. Juli brechen die Bayern und Schalker in den Fernen Osten auf. Die Aussicht, auf dem weltweit größten Fußball-Wachstumsmarkt weitere Geldquellen zu erschließen, treibt sie dabei an. Kritik an diesen bei Profis eher ungeliebten PR-Touren hält Uli Hoeneß für antiquiert. «Man kann es sich nicht leisten, von der Globalisierung zu sprechen, aber nicht dorthin zu reisen», kommentierte der Bayern-Präsident.

Die Münchner haben als erster deutscher Club auf den Trend reagiert. Nach 2000, 2007, 2012 und 2015 reisen sie bereits zum fünften Mal nach China. Für den Konkurrenten aus Dortmund ist es der dritte Asien-Trip in Serie. «Wir wollen mit Nachhaltigkeit in wichtigen Regionen wachsen und mehr Fans und Sponsoren gewinnen», sagte Carsten Cramer der Deutschen Presse-Agentur. En passant verwies der BVB-Marketingdirektor zudem auf den Nutzen für die gesamte heimische Liga: «Die Bayern und wir leisten vorbildliche Arbeit.»

Das Engagement macht sich mehr und mehr bezahlt. Anders als noch vor Jahren scheinen sich die asiatischen Fußballfans nicht nur für das Geschehen in England und Spanien, sondern auch verstärkt für die Bundesliga zu interessieren. Zumindest im digitalen Bereich hat das Premiumprodukt des deutschen Sports in China die Premier League bereits als Spitzenreiter abgelöst. Ein weiteres Indiz für die gewachsene Popularität ist die starke Nachfrage nach Karten für das Spiel des BVB am Samstag in Japan bei Urawa Red Diamonds. Alle gut 60 000 Tickets waren in Rekordzeit vergriffen.

Der positive Trend hilft dem deutschen Fußball in seinem vorrangigen Bestreben, mehr Gelder im boomenden fernöstlichen Medienmarkt zu generieren. Zudem steigt die Zahl der Geschäftspartner. Nicht zuletzt deshalb hält auch der Dortmunder Sportdirektor Michael Zorc den Trip laut «Kicker» für «alternativlos». «Wir haben bereits über 20 Sponsoren aus der Region. Das zahlt sich neben dem TV-Vertrag aus», sagte Marketingchef Cramer.

Der große wirtschaftliche Nutzen hilft, die sportlichen Nachteile klein zu reden. Denn zu einer optimalen Vorbereitung tragen die Reisen mit insgesamt knapp 90 Flugstunden für die drei Teams nicht unbedingt bei. «Es ist schwierig, bei den Bedingungen Konditionseinheiten zu machen», bekannte der Dortmunder Marcel Schmelzer mit Verweis auf die hohen Temperaturen in ungewohnter Luftfeuchtigkeit, fügte indes beschwichtigend an: «Aber man kann an ein paar Abläufen arbeiten.»

Kritik an der Clubführung kommt dem loyalen BVB-Kapitän nicht über die Lippen. Ähnlich verständnisvoll äußerte sich der neue Coach des Revierclubs. Peter Bosz sagt:. «Ich nehme die Sachen immer so, wie sie sind. Wir werden das schon schaffen.» Für besonders stressige Momente empfahl Marketingdirektor Cramer fernöstliche Gelassenheit: «Hier und da wird ein wenig Geduld erforderlich sein.»

Die größte Belastung erwartet die Bayern-Profis. Deren Reise dauert 13 Tage und damit fünf Tage länger als die der beiden Revierclubs. Zudem bestreiten sie in dieser Zeit nicht nur zwei, sondern gleich vier Testspiele. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hält das mit Blick auf den Ligastart am 18. August gegen Bayer Leverkusen für zumutbar: «Die Reise wird beides beinhalten: wirtschaftliche und sportliche Interessen. Alles ist mit Carlo Ancelotti abgestimmt. Es sind danach noch drei Wochen Zeit.»


(dpa)

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