Wimbledon-Aus: Wieder Rückschlag für Kerber

London – Trotz ihres stärksten Auftritts seit Monaten ist Angelique Kerber auch in Wimbledon früh gescheitert und stürzt damit von Platz eins der Tennis-Weltrangliste.

Die 29 Jahre alte Vorjahresfinalistin aus Kiel musste sich nach einem hochklassigen Match über 2:20 Stunden im Achtelfinale der Spanierin Garbiñe Muguruza 6:4, 4:6, 4:6 geschlagen geben und erlebte damit einen weiteren Rückschlag in ihrer bislang so enttäuschenden Saison.

Nach dem dritten Grand-Slam-Turnier des Jahres wird sie als Nummer eins entweder von der Rumänin Simona Halep oder Karolina Pliskova aus Tschechien abgelöst. Obwohl Kerber so überzeugend auftrat wie lange nicht, gelang ihr gegen die French-Open-Siegerin von 2016 und Wimbledon-Finalistin von 2015 nicht die ersehnte Wende. Bei den Australian Open war Kerber als Titelverteidigerin im Achtelfinale gescheitert, bei den French Open zuletzt sogar in Runde eins.

«Ich muss aggressiv spielen und versuchen, das Spiel zu diktieren», hatte Kerber vor dem insgesamt achten Duell mit der 23-Jährigen gesagt. Gleich den allerersten Ball des Matches ließ sie vom Hawk-Eye überprüfen, wie um zu signalisieren: Heute lasse ich mir nichts gefallen, heute will ich meine Zweifler verstummen lassen. Vor zwei Jahren standen sich Kerber und Muguruza schon einmal in Wimbledon gegenüber. Auch damals war das Match auf Court 2 angesetzt, auch damals war es brütend heiß. Nach spektakulären 155 Minuten verlor Kerber 2015 ein völlig verrücktes Match 6:7 (12:14), 6:1, 2:6.

Auch diesmal nahm die Partie einen aufregenden Verlauf, auch diesmal mit einem bitteren Ende für die Deutsche. Dabei hatte Kerber anfangs eine gute Länge in ihren Schlägen und variierte geschickt, wenn Muguruza ans Netz aufrückte. Beim Stand von 3:3 im ersten Satz hatte Kerber den ersten Breakball überhaupt im Match, vergab diesen aber.

Muguruza erhielt eine Verwarnung, weil sie sich beim Aufschlag zu viel Zeit ließ, machte aber kurz darauf den Punkt zum 4:3. Zum 5:4 nahm Kerber ihrer Kontrahentin dann den Aufschlag ab und entschied nach 43 Minuten den ersten Durchgang für sich.

Beide Spielerinnen boten den Zuschauern beste Unterhaltung und zeigten teilweise spektakuläre Ballwechsel. Die in Caracas in Venezuela geborene Weltranglisten-15. blieb vor allem mit ihren knallharten Schlägen von der Grundlinie gefährlich. Den zweiten Durchgang sicherte sich Muguruza in 45 Minuten.

Der Satzverlust ließ Kerber aber nicht verzweifeln. Fünf Auftakt-Niederlagen in Sydney, Doha, Stuttgart, Rom und zuletzt bei den French Open verzeichnet die Statistik 2017 für sie. Bei den Australian Open war als Titelverteidigerin im Achtelfinale Endstation. Ein Finale beim kleinen Turnier in Monterrey spielte Kerber, dazu kommen Viertelfinals in Brisbane, Miami und bei der Wimbledon-Generalprobe in Eastbourne sowie ein Halbfinale in Dubai.

Als Außenseiterin war sie daher in das Match gegangen, doch sie spielte auch im dritten Satz mutig und entschlossen weiter. Beide Kontrahentinnen hatten nun große Probleme beim eigenen Aufschlag, bis zum 4:4 war es ein ständiges Auf und Ab. Das Match wurde nach mehr als zwei Stunden zum Nervenspiel. 52 Minuten dauerte Satz drei, dann landete beim dritten Matchball eine Rückhand Kerbers im Netz.


(dpa)

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