Vettel ganz brav auf WM-Kurs – Zweiter hinter Bottas

Spielberg – Der gezähmte Wüterich Sebastian Vettel hat den Formel-1-Sieg in der Mercedes-Hochburg Spielberg verpasst, sich von WM-Rivale Lewis Hamilton aber weiter abgesetzt.

Ganz knapp hinter Raketenstarter Valtteri Bottas im Silberpfeil feierte der deutsche Ferrari-Star zwei Wochen nach seinem Wutrempler von Baku mit Position zwei sein bestes Ergebnis in Österreich. Trotz einer Aufholjagd von Startplatz acht schaffte es Mercedes-Mann Hamilton als Vierter hinter Daniel Ricciardo im Red Bull nicht mehr aufs Podium. In der WM-Wertung vergrößerte Vettel seinen Vorsprung auf den Briten nach dem neunten Grand Prix auf 20 Punkte.

Mit dem zweiten Karriereerfolg von Bottas hat seit der Rückkehr der Formel 1 in die Steiermark 2014 dort stets ein Silberpfeil-Fahrer gewonnen. Der Finne war von der Pole Position gestartet und musste erst in den Schlussminuten noch einmal zittern. Der wegen seines prall gefüllten Sündenregisters von einer Sperre bedrohte Hesse blieb diesmal auf der Strecke jedoch ganz brav und machte so einen weiteren kleinen Schritt zum fünften Titelgewinn. Nico Hülkenberg als 13. im Renault und Sauber-Pilot Pascal Wehrlein als 14. blieben punktlos.

Vor dem Rennen war die Stimmung zwischen Vettel und Hamilton angespannt gewesen. Der Ausraster von Baku, als der Heppenheimer seinem WM-Kontrahenten absichtlich gegen den Reifen gefahren war, hat die Beziehung der beiden Topstars abkühlen lassen. Vettel bat mit Verspätung zwar um Entschuldigung und räumte sein Fehlverhalten ein, doch Hamiltons Ärger scheint noch längst nicht verraucht. Den Mercedes-Mann stört vor allem, dass Vettel bei der nachträglichen Untersuchung des Weltverbands ziemlich ungeschoren davon kam.

Zudem war Hamilton mit einem Handicap nach Österreich gereist. Weil sein Getriebe regelwidrig gewechselt werden musste, war schon vorher klar, dass der dreimalige Weltmeister fünf Startplätze weiter hinten starten würde. In der Qualifikation kam Hamilton dann wegen einiger Fahrfehler nicht über Rang drei hinter Bottas und Vettel hinaus, am Start ordnete er sich daher auf Platz acht ein.

Mit etwas Glück kam Hamilton unbeschadet durch die erste Kurve. Direkt hinter ihm räumte Toro-Rosso-Fahrer Daniil Kwjat den Spanier Fernando Alonso im McLaren und Red-Bull-Pilot Max Verstappen von der Strecke, der Russe kassierte dafür später eine Durchfahrtstrafe. Den 12 000 extra angereisten Verstappen-Fans, die weite Tribünenteile orange färbten, half das kaum über ihren Schock hinweg. «Es ist sehr enttäuschend», sagte Verstappen nach dem fünften Aus innerhalb der letzten sieben Rennen.

Vorn zog Bottas davon, Vettel konnte nicht mithalten und unterstellte dem Finnen via Boxenfunk einen Frühstart. Auch Ricciardo meldete sich mit diesem Verdacht an seinem Kommandostand. Die Rennkommissare kamen nach langer Prüfung aber zu dem Schluss, dass sich Bottas keines Vergehens schuldig gemacht hatte. Wohl auch aus Sorge vor einer Strafe hatte sich der 27-Jährige da längst mit vielen schnellen Runden einen satten Vorsprung auf Vettel erarbeitet.

Dahinter wühlte sich Hamilton durchs Feld und war bald Fünfter. Zwar klagte der Vorjahressieger über nachlassende Reifen, dennoch tauchte er im Rückspiegel von Ferrari-Fahrer Kimi Räikkönen auf. Allerdings warnte ihn sein Renningenieur wegen der überhitzender Bremsen, Hamilton musste den Angriff vorerst abbrechen.

Nach 32 Runden eröffnete der Brite dann die Phase der Boxenstopps der Spitzenfahrer. Vettel und Ricciardo holten sich kurz danach ebenfalls frische Reifen. Bottas dagegen wurde erst deutlich später von den Mercedes-Strategen zur Garage beordert. Als der Finne zurück auf die Strecke kam, lag er im Ferrari-Sandwich zwischen dem noch auf alten Reifen fahrenden Räikkönen und Vettel, der deutlich aufgeholt hatte.

Doch die Ferrari-Hoffnung, dass Räikkönen seinen Landsmann etwas aufhalten und damit Vettel helfen könnte, erfüllte sich nicht. Bottas zog bei nächster Gelegenheit vorbei und strebte unbeirrt dem Sieg entgegen. Vettel kam in den Schlussrunden zwar noch einmal ganz nahe, für eine echte Attacke aber reichte es nicht mehr.


(dpa)

(dpa)