Chiles «Krieger» mit Pathos ins Confed-Cup-Finale

St. Petersburg – Auf dem Weg zum Titel-Triple wollen sich «El Rey» Arturo Vidal & Co. auch nicht mehr von Joachim Löws jungen Wilden aufhalten lassen.

Mit großem Pathos und viel Leidenschaft startet der zweimalige Südamerika-Champion Chile um Elfmeter-Held Claudio Bravo in den Confed-Cup-Showdown gegen Weltmeister Deutschland. «Jetzt wo wir im Finale sind, müssen wir auch Champions werden», beschwor Vidal vor dem Finale am Sonntag (20.00 Uhr/MESZ) in St. Petersburg. «Ich will diesen Traum erfüllen, ich gebe immer mein Leben für mein Land.»

Schon direkt nach dem 1:1 im zweiten Gruppenspiel hatte er das erneute Aufeinandertreffen mit Bayern-Kumpel Joshua Kimmich verabredet. Jetzt soll der dritte Triumph in Serie nach der Copa América 2015 und 2016 her. «Es wird ein sehr schweres Spiel mit zwei sehr starken Mannschaften», sagte Vidal, der nach dem Halbfinale in der Heimat als König («Rey») gefeiert wurde.

Vor der erhofften Krönung präsentieren sich die Stars der La Roja völlig entspannt. Mehr als 45 Minuten plauderten Bravo und Top-Stürmer Alexis Sánchez im zweiten Stock des Fünf-Sterne-Hotels Corinthia von St. Petersburg über ihre Erwartungen für das Endspiel. «Wir sind hier, um Geschichte zu schreiben», sagte der europaweit umworbene Angreifer – und machte mit seinem Handy direkt Selfies mit allen Journalisten.

Selbst die ungeliebten Fragen nach seiner Zukunft konnten dem Linksaußen vom FC Arsenal keine schlechte Laune machen. Freudig trommelte der auch vom FC Bayern beobachtete Sánchez mit den Fingern auf den Tisch, als er geheimnisvoll verkündete: «Ich habe es für mich geklärt, aber ich kann es euch noch nicht sagen.»

In einem Team aus vielen Arbeitern strahlt Sánchez neben Vidal den größten Glamourfaktor aus. Deutlich reservierter präsentiert sich Bravo in der Öffentlichkeit. Doch auf dem Platz übernimmt der 34-Jährige von Manchester City die Führungsrolle, wie auch in einem vor dem Elfmeterschießen gegen Portugal aufgenommenen Video zu sehen ist. «Wir werden das gewinnen. Wir haben die Erfahrung», rief Bravo, bevor er drei Elfmeter hielt, im Kreis seinem Team zu – als Gipfel eine Reminiszenz im Oliver-Kahn-Duktus: «¡Nos sobran huevos!» («Wir haben Eier!»)

Mit dieser Attitüde soll auch dem jungen deutschen Team Respekt eingeflößt werden. Im Schnitt ist die erwartete chilenische Startelf sieben Jahre älter als die mögliche Anfangsformation von Löw. Doch entscheidend wird auch sein, wie die erfahrene Auswahl von Coach Juan Antonio Pizzi die Strapazen einer kräftezehrenden Saison verarbeitet. «Alle Teams sind müde», bekannte der 30 Jahre alte Vidal.

Schon im ersten Duell bei der Mini-WM mit Deutschland waren die Chilenen nach dem ultra-aggressiven Pressing aus der Anfangsphase stehend K.o. Was aber kein Hindernis auf der historischen Mission darstellen soll. «Wir werden als Krieger charakterisiert, weil unsere Mentalität immer stärker gewesen ist als unsere Beine», sagte der frühere Hamburger Marcelo Diaz angriffslustig. «Das Verlangen unser Land zu repräsentieren ist immer stärker gewesen als jede Müdigkeit oder jeder Schmerz.»


(dpa)

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