Hamburg – Drei Wochen vor seinem 50. Geburtstag plant der Kölner Jockey Andreas Helfenbein einen großen Coup. Beim 148. Deutschen Derby im Galopprennsport reitet Helfenbein am Sonntag (15.40 Uhr) in Hamburg den favorisierten Hengst Colomano und kann seine Karriere krönen.
Vor drei Jahren hatte er seinen ersten Derby-Sieg unglücklich verpasst. Jetzt will er das Versäumte beim bedeutendsten und höchstdotierten Rennen des deutschen Turfsports nachholen.
Damals war Helfenbein aufgrund eines vorherigen Sturzes als nicht ausreichend fit aussortiert und durch Weltstar Christophe Soumillon ersetzt worden. Der Belgier ritt statt ihm Favorit Sea The Moon zu einem Elf-Längen-Sieg. In diesem Jahr profitiert Helfenbein vom Verletzungspech eines anderen: Der Kölner Stalljockey Adrie de Vries fällt mit einem komplizierten Fingerbruch länger aus.
«Das Rennen ist sehr offen. Ich glaube, die Spitzengruppe im Derby gibt sich nicht viel, da sind sicherlich sieben oder acht Pferde mit besten Chancen», sagt Trainer Markus Klug. Neben Colomano schickt er in Windstoß (Maxim Pecheur) und Northsea Star (Alexander Pietsch) Mitfavoriten in das mit 650 000 Euro dotierte Rennen der Dreijährigen.
Klug stellt mit sieben Startern aus seinem Rennstall einen Rekord in der langen Historie des Deutschen Derbys auf. Nie zuvor war ein Trainer mit derart vielen Pferden im Rennen um das legendäre Blaue Band vertreten. Nach Sea The Moon könnte Champion-Trainer Klug den zweiten Derby-Sieg seiner Karriere einheimsen. Colomano ist sein heimlicher Liebling: «Ich mag alle Pferde, aber er ist etwas Besonderes. Ich habe ihn mir als Jährling ausgesucht, und zum Glück haben die Besitzer, denen ich ihn empfohlen habe, ihn gekauft.»
43 000 Euro kostete Colomano als junges Pferd. Besitzer sind der Stall Reckendorf des pensionierten Berufsschullehrers Götz Meyer zu Reckendorf aus Schwanewede und die Hamburger Unternehmerfamilie Kollmann. «Er lässt sich im Rennen fahren wie ein Auto», schwärmt Jockey Helfenbein. «Für mich ist er der beste Dreijährige Deutschlands.»
Der im Mitbesitz des ehemaligen Fußball-Nationalspielers Klaus Allofs stehende Langtang (Jozef Bojko) sowie Warring States (Eduardo Pedroza) sind auf der 2400 Meter-Strecke die stärksten Gegner der Klug-Streitmacht. Der siebenmalige Derby-Sieger Andrasch Starke reitet Außenseiter Enjoy Vijay. Erst vierte Reiterin in der Derby-Historie ist Sibylle Vogt mit Sternkranz.
Nicht mit dabei ist der letztjährige Derby-Sieger Dario Vargiu. Der Italiener steht noch immer in der Kritik wegen übertriebenen Peitscheneinsatzes. Er wurde kurzfristig durch den Franzosen Clement Lecoeuvre ersetzt, weil er – so heißt es – in seiner italienischen Heimat reiten müsse.
Normalerweise bildet das Deutsche Derby den Abschluss der Hamburger Rennwoche. Diesmal ist es mittendrin. Weil das G20-Treffen die Hansestadt auf den Kopf stellt, ist die Derby-Woche verkürzt worden. Wenn die Politiker beginnen, sind die Galopper fertig.
(dpa)