Löws junge Wilde stürmen ins Confed-Cup-Finale

Sotschi – Angetrieben vom plötzlichen Torjäger Leon Goretzka ist das deutsche Perspektivteam mit jugendlichem Elan ins Endspiel des Confed Cups gestürmt.

Nach dem erstaunlich überlegenen 4:1 (2:0) im Halbfinale gegen Mexiko fordert die unerfahrene DFB-Elf am Sonntag in St. Petersburg Südamerikameister Chile mit Bayern-Star Arturo Vidal im Kampf um den Siegerpokal heraus.

Mit einem Turbo-Doppelpack des 22 Jahre alten Schalkers Goretzka (6./8. Minute) überrumpelte die forsche deutsche Nationalmannschaft am Donnerstagabend vor 37 923 Zuschauern in Sotschi die Mexikaner. Mit seinem ebenfalls dritten Turniertor sorgte der Leipziger Angreifer Timo Werner für die Entscheidung (59.). Nach dem zwischenzeitlichen 3:1 durch den Frankfurter Marco Fabian (89.) machte der eingewechselte Amin Younes (90.+1) alles klar.

Im ersten Confed-Cup-Finale kommt es für den viermaligen Weltmeister Deutschland nach dem 1:1 im Gruppenspiel zur erneuten Kraftprobe mit den Chilenen. Für den Gewinn des WM-Probelaufs in Russland würde jeder deutsche Spieler 50 000 Prämie kassieren.

Keine zehn Minuten waren gespielt, da stand es nach dem deutschen Blitzstart schon 2:0. Die Mexikaner leisteten sich einige Ballverluste, was die DFB-Elf mit gnadenloser Effektivität bestrafte. Goretzka eroberte in der eigenen Hälfte den Ball und passte nach außen zu Benjamin Henrichs. Der Leverkusener Turnierdebütant legte wieder quer zu Goretzka, der per Direktabnahme zum 1:0 traf.

Neben Henrichs und Goretzka standen auch Jonas Hector und Lars Stindl wieder in der Startformation. Das Trio war beim 3:1 gegen Kamerun im letzten Gruppenspiel geschont worden. An einem wunderbaren Sommerabend in Sotschi nutzten die Deutschen die vielen Räume mit großer Dynamik und viel Zug zum Tor. Die Mittelamerikaner wirkten in der Anfangsphase überfordert beim Spielaufbau und in der defensiven Organisation – was vor allem dem erneut starken Goretzka entgegenkam.

Im 3-4-2-1-System konnte der Schalker aus der defensiveren Mittelfeldposition heraus seine Stärken mit dynamischen Vorstößen noch besser einbringen. Und so erhöhte Goretzka nach feinem Steilpass von Werner, der nach seinen zwei Treffern gegen Kamerun im Sturm den Vorzug vor Sandro Wagner erhielt, mit seinem dritten Turniertor auf 2:0. «Für Sandro tut es einem leid, als Stürmer leide ich mit», hatte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff vor dem Anpfiff in der ARD über den zunächst nicht aufgebotenen Hoffenheimer gesagt.

Das von Löw aufgebotene Personal wusste allerdings zu überzeugen. Werner hätte nach Zuspiel von Henrichs sogar auf 3:0 erhöhen können, scheiterte aber an Mexikos Schlussmann Guillermo Ochoa (19.). Doch anstatt nun weiter souverän und selbstbewusst zu agieren, kam ein kleiner Bruch ins deutsche Spiel. El Tri wurde gefährlicher, der neuformierten deutschen Elf waren fehlende Stabilität und Automatismen vor allem in der Defensive anzumerken. Die Mexikaner erhöhten den Druck und kamen zu einigen ernstzunehmenden Torchancen.

Marc-André ter Stegen parierte mit dem Fuß gegen Giovani dos Santos und per dankbarer Flugeinlage gegen Jonathan dos Santos (33.). Nur zwei Minuten später hätte der Leverkusener Javier Hernandez den Anschlusstreffer erzielen müssen. Nach Zuspiel von Giovani dos Santos tauchte der Chicharito genannte Top-Stürmer frei vor ter Stegen auf, schoss aus kurzer Entfernung aber über das Tor. Bei einem Freistoß von Hector Herrera war der von Löw zum Turniertorwart ernannte Barcelona-Keeper ter Stegen mit den Fingerspitzen noch dran (39.).

Am Ende hatte die Löw-Auswahl Glück, mit dem 2:0 in die zweite Hälfte starten zu können. Und da ging es wieder (fast) so gut los wie in den ersten 45 Minuten. Goretzka mit der Hacke auf Stindl, der mit Traumpass in den Lauf von Werner – doch der Leipziger verzog knapp (52.). Julian Draxler scheiterte mit einem Freistoß (56.).

Dann aber durfte Werner jubeln. Ähnlich wie bei seinem Doppelpack gegen Kamerun brauchte er eine lange Anlaufzeit. Einen sehenswerten Spielzug über Draxler und Jonas Hector, der überlegt zu Werner passte, schloss der 21 Jahre alte Leipziger mühelos zum 3:0 ab.

Löw gönnte Emre Can (67./für Goretzka), Julian Brandt (79./für Stindl) und Younes (81./für Draxler) noch Einsatzzeiten. Eine Schrecksekunde überstand der Weltmeister in der 75. Minute, als Raul Jimenez mit einem Kopfball nur die Latte traf. Fabian gelang mit einem Gewaltschuss das 3:1, Younes beseitigte dann sämtliche Zweifel.


(dpa)

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