Kasan – Chiles Elfmeter-Helden um Claudio Bravo haben die letzte Etappe ihrer Titeljagd gestartet. Nach der 3:0-Demütigung von Europameister Portugal im Elfmeterschießen fühlen sich Arturo Vidal & Co. auch gegen den nächsten Krachergegner im Confed-Cup-Finale unantastbar.
«Uns fehlt nur noch ein Schritt, um Geschichte zu schreiben. Wir sind nicht zufrieden damit, das Finale erreicht zu haben», verkündete Torwart Bravo vor dem Endspiel am Sonntag in St. Petersburg.
Mit seiner phänomenalen Paraden-Show und drei gehaltenen Elfmetern verdammte der 34 Jahre alte Kapitän des Südamerika-Champions den wartenden Cristiano Ronaldo zur Tatenlosigkeit. Sichtlich angefressen marschierte der Weltfußballer, der voraussichtlich als letzter Schütze vorgesehen gewesen wäre, knapp eine Stunde nach Mitternacht aus der Kasan Arena. Statt sich das wertlose Spiel um Platz drei anzutun, bestätigte der 32-Jährige in der Nacht die Gerüchte um seine Vaterschaft. Schon am Donnerstagmorgen verabschiedete er sich nach dem gemeinsamen Team-Essen endgültig vom Confed Cup, wie ein Sprecher auf Anfrage bestätigte.
Chiles Torwart Claudio Bravo dagegen wurde nach seinen drei gehaltenen Elfmetern gefeiert. «Sensationell», «gewaltig» – einfach «Bravisimo»: Irgendwann gingen seinen Mitspielern die Superlative aus. «Was er getan hat, ist gewaltig. Nicht nur heute. Wir sind ihm sehr dankbar», sagte Bayerns Vidal über seinen Schlussmann. «Wir haben wie immer demonstriert, dass wir in schwierigen Zeiten Großartiges leisten und gezeigt, was wir haben: Einheit, Hingabe…Das Herz von Chile.»
Bravo schaffte dabei eine Großtat mit Ansage – und Historie. Schon bei den Copa-América-Erfolgen 2015 und 2016 hatte er in den Endspielen gegen Argentinien die jeweils entscheidenden Elfmeter pariert. Deshalb ging der langjährige ter-Stegen-Konkurrent beim FC Barcelona auch mit einem unerschütterlichen Selbstvertrauen in den Showdown gegen Portugal. «Claudio ist einer der besten Torhüter der Welt. Vor den Elfmetern sagte er mir, dass er zwei oder drei halten wird, und er hat es erfüllt», berichtete Vidal.
Nachdem ihn seine Teamkollegen auf dem Rasen immer wieder in die Luft geworfen hatten, saß Bravo als «Spieler des Spiels» vor den Medien – und erzählte, als ob er gerade nach einem wenig aufregenden Acht-Stunden-Tag aus dem Büro gekommen wäre. «Ich fühle mich so, wie ich mich immer fühle. Ich nehme die Dinge ruhig», sagte er ganz nüchtern und verriet ein eher schlichtes Erfolgsgeheimnis: «Du musst viel arbeiten, du musst dich gut informieren.»
Lange hatte es bei der Mini-WM in Russland noch so ausgesehen, als sollte der Gefeierte eher die Rolle der tragischen Figur spielen. In der Vorsaison unterliefen ihm mehrere Patzer für Man City, so dass Coach Pep Guardiola mit der 40-Millionen-Euro-Verpflichtung des Brasilianers Ederson erst Anfang Juni den Druck auf Bravo erhöhte.
Außerdem verpasste der Routinier wegen einer Wadenverletzung auch noch die ersten beiden Spiele. Doch jetzt steht Bravo mit Chile im dritten Jahr nacheinander in einem großen Finale. Ein Elfmeterschießen sollte der Gegner womöglich besser vermeiden.
(dpa)