Gelsenkirchen (dpa) – Emotionale Pluspunkte hat Domenico Tedesco vor dem eigentlichen Start schon fleißig gesammelt. Am Mittwoch absolvierte der neue Schalke-Trainer einen Interview-Marathon und überzeugte durch Eloquenz und Charme.
Bei der «WAZ» meldeten sich am Tag des Erscheinens gar Fans des Erzrivalen Borussia Dortmund und sprachen von einem «coolen Typen». Emotionale Pluspunkte sind rund um Schalke noch etwas wichtiger als an den meisten anderen Standorten. Doch Aufbruchstimmung ist dort auch leicht zu erzeugen. André Breitenreiter wurde vor zwei Jahren schnell als volksnah bejubelt, Markus Weinzierl bekam in der vergangenen Saison einen solchen Vertrauensvorschuss, dass auch nach fünf Niederlagen zum Auftakt erstmal keine Unruhe aufkam. Beide schafften nur eine Saison. Und auch Tedesco wird schnell liefern müssen.
Dass er selbst auf keine Profi-Karriere verweisen kann, betrachtet der 31-Jährige als erschwerenden, aber nicht problematischen Faktor. «Es ist sicher kein Nachteil, als Trainer ein ehemaliger Profi zu sein», sagte er der «Funke Mediengruppe». «Die Jungs schauen zu dir auf, und kurzfristig hilft das. Mittelfristig aber geht es nur noch um Inhalte.»
Doch vor dem Trainingsauftakt am Montag gibt es einige Baustellen. noch ist kein einziger externer Zugang bekannt, die Zukunft der Jungstars Max Meyer und Leon Goretzka ist offen, viele Spieler ohne Perspektive haben noch keinen neuen Verein gefunden – und vor allem Tedesco selbst hat noch keinen Co-Trainer.
Es gebe «pro Tag wahrscheinlich 20 Anfragen» für diese Stelle, sagte der vom Zweitligisten Erzgebirge Aue gekommene Tedesco der «Bild». Doch für ihn stehe die Qualität über dem zeitlichen Aspekt: «Wenn das ganze in den nächsten ein, zwei Wochen steht, dann haben wir immer noch genug Zeit.» Es müsse, so Tedesco im «kicker», nicht nur unter fachlichen, sondern auch unter menschlichen Gesichtspunkten passen. «Außerdem könnte ich mir jemanden vorstellen, der andere Ideen hat als ich, weil es sehr hilfreich sein kann, kontrovers zu diskutieren. Ein Co-Trainer ist bei mir kein Hütchenaufsteller.»
Als Favorit gilt Peter Hermann (65), der zurzeit beim Zweitligisten Fortuna Düsseldorf unter Vertrag steht und 2013/14 auf Schalke Jens Keller assistierte.
In Bezug auf den Kader fordert Tedesco trotz der klaren Zielvorgabe der Rückkehr in den Europacup keine großen Änderungen. Die Ansicht von Manager Christian Heidel, das Team sei grundsätzlich gut, teile er, sagte er der «Sport Bild»: «Ich finde, dass es eine gute Basis ist und wir uns nur punktuell verbessern werden.»
(dpa)