Kasan – Die chilenischen Spieler stürmten zu Elfer-Held Claudio Bravo, Cristiano Ronaldo stand versteinert im Mittelkreis. In einem verrückten Elfmeterdrama haben Arturo Vidal & Co. die Titelträume von Portugal beim Confed Cup beendet und dürfen auf das Wunschfinale gegen Deutschland hoffen.
Im Duell der Superstars setzte sich der Südamerika-Champion nach einer müden Vorstellung und torlosen 120 Minuten mit 3:0 gegen Europameister Portugal durch. Keeper Bravo hielt im Elfmeterschießen dreimal – Ricardo Quaresma, Joao Moutinho und Nani scheiterten. «Es ist Wahnsinn», sagte Bravo.
«Wir haben unglaublich gekämpft, aber es nicht geschafft ein Tor zu schießen», meinte er zu den 120 Minuten zuvor. Schon kurz vor Ende der Verlängerung hatte Chile Pech, als Vidal den Pfosten und Martín Rodríguez die Latte traf (119.). «Das war wirklich ein spannendes Ende, Wahnsinns-Finale», sagte Vidal. «Wir haben gekämpft, wie die Verrückten.» Im Endspiel trifft der Copa-América-Gewinner am 2. Juli in St. Petersburg auf den Sieger des zweiten Halbfinals zwischen Weltmeister Deutschland und Mexiko. «Wir glauben, dass wir auch im Finale gute Chancen haben», meinte Vidal.
Vor 40 855 Zuschauer konnte Ronaldo sich in der Partie auf mäßigem Niveau nicht wie gewohnt in Szene setzen. Stattdessen glückte Bayerns Vidal die Mini-Revanche gegen den Weltfußballer, nachdem er mit den Münchnern diese Saison schon in der Champions League an Ronaldo und Real Madrid gescheitert war. «Es war ein umkämpftes Spiel», sagte Portugals Coach Fernando Santos. «Im Elfmeterschießen waren sie heute keine Helden. Anders als bei der EURO waren sie heute keine Helden.»
Anders als noch beim EM-Triumph setzten die Portugiesen zu Beginn nicht auf ihren abwartenden Ergebnisfußball, stattdessen gingen beide Teams in der Anfangsphase volles Tempo. Und die Superstars sorgten als Vorbereiter für die ersten Glanzmomente. Nach feinem Pass von Sánchez scheiterte Eduardo Vargas an Portugals Keeper Rui Patricio (5.), der frühere Hoffenheimer stand aber ohnehin leicht im Abseits. Nur eine Minute später vergab auf der anderen Seite André Silva aus kürzester Distanz gegen Claudio Bravo nach Querpass von Ronaldo.
Immer wieder suchten die Portugiesen in der Anfangsphase ihren Kapitän über die linke Seite, doch die Tempoläufe scheiterten häufig am aufmerksamen Mauricio Isla. Der Cagliari-Rechtsverteidiger kämpfte, rannte, riss, wenn nötig – nach gut 25 Minuten winkte Ronaldo das erste Mal entnervt ab.
Doch trotz der Sonderbewacherrolle fand Isla auch die Freiheiten, sich in den Angriff einzuschalten. Seine Flanke konnte Charles Aranguiz jedoch per Kopf nicht zur Führung nutzen (28.). Wenig später rutschte dem Leverkusener nach einem missglückten Vidal-Fallrückzieher der Ball über den Spann. Langsam machten sich die Umbaumaßnahmen in der portugiesischen Abwehr bemerkbar: Der Dortmunder Raphael Guerreiro fehlte weiterhin mit einer Knöchelverletzung, der gelbgesperrte Innenverteidiger Pepe wurde von José Fonte ersetzt.
Bei Chile übernahm Vidal wie schon gegen Deutschland (1:1) die Position im Zentrum der Dreier-Angriffsreihe, ließ sich immer wieder zurückfallen. Doch nur selten konnte der Copa-América-Champion von 2015 und 2016 ein intensives Pressing wie noch im Duell mit dem Weltmeister aufziehen – die Strapazen der langen Saison waren Vidal & Co. deutlich anzusehen. Schon in der ersten Hälfte gönnte sich der Bayern-Aggressive-Leader längere Pausen zum Luftschnappen.
Im zweiten Durchgang hatte Vidal die erste Torchance, köpfte aber über das Tor (54.). Drei Minuten später scheiterte Vargas mit einem sehenswerten Seitfallzieher am stark reagierenden Rui Patricio. Im Gegenzug schoss Ronaldo aus spitzem Winkel zu unplatziert, später flog sein Kopfball am Tor vorbei (85.).
Die Torchancen konnten jedoch nicht über die zum Teil sehr überschaubare Spielgeschwindigkeit hinwegtäuschen. An das hohe Tempo der ersten Minuten knüpften die beiden ältesten Teams des Turniers nicht mehr an und schleppten sich in die Verlängerung. Dort hatte Sánchez in der 95. Minute die große Möglichkeit zum ersten Treffer, köpfte jedoch wenige Zentimeter neben das Tor. Kurz vor Schluss ahndete der iranische Schiedsrichter Alireza Faghani zunächst ein Foul von Fonte an Francisco Silva im Strafraum nicht, dann trafen Vidal und Martín Rodríguez nur Pfosten und Latte. So musste die Entscheidung im Elfmeterschießen fallen. Dort wurde Bravo zum Matchwinner.
(dpa)