Elfmeter-Drama gegen England: Deutsche U21 im EM-Finale

Tychy – Nach einem Elfmeter-Krimi gegen England stehen Deutschlands Nachwuchs-Fußballer erstmals seit dem Triumph von 2009 im EM-Finale und sind nur noch einen Schritt von einem neuen Titel-Coup entfernt.

Die U21-Auswahl von Trainer Stefan Kuntz besiegte in einem hochklassigen und dramatischen Halbfinale die Young Lions mit 4:3 (2:2,2:2,1:1) im Elfmeterschießen und zog nach 1982 und 2009 zum dritten Mal ins Endspiel ein.

Gegner in Krakau ist am Freitag (20.45 Uhr) Italien oder Spanien. Zum umjubelten Helden wurde Torwart Julian Pollersbeck, der die Elfmeter von Tammy Abraham und Nathan Redmond hielt.

Die DFB-Junioren verdienten sich vor 13 214 Zuschauern nach nervösem Beginn mit einer deutlichen Leistungssteigerung und am Ende deutlicher Überlegenheit den Sieg und die Endspiel-Teilnahme.

Stürmer Davie Selke brachte die deutsche Elf verdient in Führung (35. Minute), Demarai Gray gelang nach einer Ecke der Ausgleich für die starken Young Lions (41.). Kurz nach der Pause geriet die DFB-Auswahl durch Tammy Abraham in Rückstand (50.), der eingewechselte Felix Platte traf bei seinem allerersten U21-Einsatz zum Ausgleich (70.).

In einem höchst unterhaltsamen und teilweise spektakulären Duell vergab der eingewechselte Nadiem Amiri in der 114. Minute freistehend drei Meter vor dem Tor die Riesenchance zum 3:2 – es ging in das Elfmeterschießen mit dem glücklicheren Ausgang für Deutschland.

Vom Anpfiff weg gab es kein Abwarten. Auf dem rutschigen Rasen spielten Engländer und Deutsche mutig und offensivfreudig. In der dritten Minute reklamierte Selke einen Strafstoß, weil Calum Chambers ihn von den Beinen geholt haben soll. Doch mit dem Nicht-Pfiff lag Schiedsrichter Gediminas Mazeika aus Litauen richtig.

Im gegenüberliegenden Strafraum sorgte der kurzfristig für den Abwehrchef Niklas Stark in die Anfangself gerückte Gideon Jung vom Hamburger SV für den ersten Schreckmoment in der deutschen Hintermannschaft (8. Minute). Nach einem feinen Steilpass von Will Hughes blockte zunächst Jeremy Toljan den Schussversuch von Gray, anschließend rettete Torwart Julian Pollersbeck reaktionsschnell. Doch dann legte sich Jung den Ball viel zu weit vor und holte den heranstürmenden Hughes von den Beinen. Großes Glück für die Deutschen, dass Schiedsrichter Mazeika keinen Elfmeter pfiff.

Zum ersten Mal im Turnierverlauf hatte Nationaltrainer Stefan Kuntz seine Startelf verändert. Unfreiwillig mit Jung für Stark, freiwillig mit dem Freiburger Janik Haberer und BVB-Neuzugang Maximilian Philipp für den Gladbacher Mahmoud Dahoud und Mitchell Weiser von Hertha BSC. Nachdem Kuntz zuvor dreimal die gleiche Startelf aufs Feld geschickt hatte, machten sich die Wechsel zunächst durchaus bemerkbar. Die Young Lions waren in der Anfangsphase das bessere Team und vergaben Chancen durch Nathaniel Chalobah (6.) und Abraham (18.).

Erst nach rund 25 Minuten hatten sich die deutschen Nachwuchsfußballer besser auf ihren Gegner eingestellt. Rechtsverteidiger Toljan scheiterte mit einem schönen Fernschuss an 28-Millionen-Euro-Torwart Jordan Pickford (32.). Drei Minuten später belohnte sich die DFB-Auswahl für ihr Engagement. Eine Flanke von Toljan köpfte Selke unhaltbar für Pickford zum 1:0 ins Tor.

Anschließend wurde den Deutschen ihre Anfälligkeit bei Standardsituationen zum Verhängnis. Nach einem Eckball von James Ward-Prowse überwand Gray Pollersbeck mit einer Direktabnahme.

Denkbar schlecht begann die zweite Hälfte für die Kuntz-Elf. Gnabry spielte einen schlechten Pass im eigenen Strafraum direkt in die Beine von Hughes. Dessen Hereingabe verwertete Abraham aus kurzer Distanz. Die DFB-Elf wirkte aber nur kurz verunsichert. Toljan verpasste kurz vor dem Tor das mögliche 2:2 (58.). Dies gelang dem in der 63. Minute für den verletzten Selke eingewechselten Platte mit einem schönen Kopfball nach Flanke von Kapitän Maximilian Arnold.

Philipp (73./74.) und Gnabry (74.) vergaben weitere Möglichkeiten. Der Darmstädter Platte war wenig später erneut erfolgreich (78.), stand bei seinem Kopfball jedoch ganz knapp im Abseits. Die Deutschen waren dem Siegtreffer deutlich näher, mussten dennoch in die Verlängerung und ins Elfmeterschießen – und durften am Ende jubeln.


(dpa)

(dpa)