Krakau – Fünf Jahre in der Premier League machen Serge Gnabry zum Experten für dieses EM-Halbfinale. Der Neuzugang des FC Bayern hat den englischen Fußball in seiner Zeit beim FC Arsenal so intensiv wie kein ein anderer im deutschen U21-Nationalteam erlebt.
Vor dem Duell mit England am Dienstag kann er Trainer Stefan Kuntz vielleicht wertvolle Hinweise geben. «Wir werden uns auf jeden Fall austauschen», kündigte der U21-Coach an. Mit Verteidiger Calum Chambers spielte Gnabry sogar in London zusammen.
Während seiner Zeit in England stand Gnabry, der fester Bestandteil der DFB-Auswahlteams war, zwischenzeitlich etwas weniger im deutschen Fokus. Bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr machte er dann wieder verstärkt auf sich aufmerksam. Mit sechs Treffern führte der Torschützenkönig die DFB-Elf zur Silbermedaille, die bei dem Neu-Münchener einen besonderen Platz hat. «Sie hängt zu Hause am Schrank. Ich sehe sie oft, wenn ich zu Hause bin, Erinnerungen kommen dann immer wieder hoch», sagte er.
Nach den Sommerspielen wechselte Gnabry zu Werder Bremen, spielte dort eine starke Saison und feierte vergangenes Jahr mit drei Toren gegen San Marino sein furioses Debüt in der A-Nationalelf. Den Schritt zurück in die Bundesliga hat der 21-Jährige keinesfalls bereut. «Der deutsche Fußball hat sich in den letzten Jahren sehr entwickelt», sagte er. «Es kommen immer mehr junge Spieler hoch. Das Niveau der Bundesliga ist sehr hoch.»
Zum Confed Cup nahm Joachim Löw den 21-Jährigen nicht mit, stattdessen soll Gnabry bei der U21-EM eine Führungsrolle einnehmen. «An die WM 2018 denke ich noch nicht», sagte der Offensivspieler. «Wir sind hier voll im Turniermodus und haben nur ein Ziel.» Der EM-Titel mit der U21 wäre nach der Silbermedaille von Rio der zweite große internationale Erfolg für den Flügelspieler.
Die EM ist für ihn eine weitere Bühne, um sein Talent zu zeigen. Bislang trumpft Gnabry noch nicht in Topform auf. Er spielte sowohl zum Auftakt gegen Tschechien als auch gegen Dänemark stark, erzielte einen Treffer. Gegen Italien erwischte er dagegen wie der Großteil der Mannschaft einen schwächeren Tag. Dennoch lobt Kuntz: «Man merkt, dass er die Führungsrolle annimmt. Er findet immer wieder genau die richtige Mischung zwischen Spaß machen und dann auch wieder mal zur Räson und zum konzentrierten Arbeiten aufrufen.»
Nach der EM will sich der Sohn eines Ivorers und einer Deutschen erst einmal auf die neue Bundesliga-Saison konzentrieren. Sein Wechsel zum FC Bayern ist bereits perfekt, allerdings wurde zuletzt immer wieder über ein Ausleihgeschäft spekuliert. Fragen zu seiner Zukunft hat Gnabry nach eigener Aussage «satt». Stattdessen will er sich auf den Einzug in das EM-Finale konzentieren. «Er könnte einer der Topspieler bei der Europameisterschaft werden», sagte Sportdirektor Horst Hrubesch vor dem Turnierstart. Ein Finaleinzug wäre da nach dem Geschmack der beiden.
(dpa)