Stürmer der Zukunft: Werner nutzt Chance beim Confed Cup

Sotschi – Genau so hatte Timo Werner sich das vorgestellt. Zwei Wochen zuvor wurde der junge Fußball-Nationalstürmer noch beim WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino von den eigenen Fans ausgepfiffen. Dann beim Confederations Cup schoss er die deutsche Mannschaft ins Halbfinale gegen Mexiko.

«Ich freue mich riesig über meine zwei Tore», sagte der 21-Jährige von RB Leipzig nach dem 3:1 gegen Kamerun. Oder wie er es schon vor einer Woche in einem «Kicker»-Interview formuliert hatte: «Mein Ziel muss sein, dass die deutschen Fans irgendwann froh sind, mich im Nationaltrikot zu sehen. Dass sie sagen: Zum Glück haben wir den Jungen, der das entscheidende Tor beispielsweise im WM-Halbfinale erzielt hat.»

Noch waren es in Sotschi nur die entscheidenden Tore in einem letzten Confed-Cup-Gruppenspiel. Aber das mit dem WM-Halbfinale kann ja noch kommen. Denn selbst der lauteste Werner-Kritiker, jemand, der ihm seine berühmt-berüchtigte Schwalbe aus dem Dezember 2016 und seine bloße Zugehörigkeit zu RB Leipzig auch bei der Weltmeisterschaft 2030 noch nicht wird verzeihen können, kommt an einer Erkenntnis nicht vorbei: Timo Werner ist der Angreifer der Zukunft im Nationalteam.

Er ist jünger als Lars Stindl und talentierter als Sandro Wagner, die sich in Joachim Löws Perspektivteam bei diesem Turnier ebenfalls für die Weltmeisterschaft in einem Jahr empfehlen wollen. «Timo hat seine Gefährlichkeit und seinen Torinstinkt bewiesen. Beide Tore macht er sehr schön, sehr überlegt», lobte der Bundestrainer in Sotschi: «Er hat wahnsinnig viel gearbeitet und sich diese beiden Tore verdient.»

Zu den Stärken dieses jungen deutschen Teams gehört, dass es jedes Mal ein anderer Spieler ist, der ganz besonders auffällt. Im ersten Spiel war dies Leon Goretzka, im zweiten Lars Stindl und gegen Kamerun jetzt Timo Werner mit seinen ersten Länderspieltoren.

«Der Confed Cup ist gerade für uns junge Spieler eine Riesen-Erfahrung. Wir lernen hier ein bisschen kennen, wie es bei einem großen Turnier wie einer Weltmeisterschaft läuft», sagte er danach. «Wir spielen hier gegen Mannschaften von allen Kontinenten und lernen, was gegen sie wichtig ist. Bisher hat sich bei uns noch keiner beschwert, hier sein zu dürfen oder hier sein zu müssen.»

Von Werners begnadetem Talent, von seiner Schnelligkeit und seiner Robustheit, wusste man beim DFB schon, als er noch in der Jugend des VfB Stuttgart kickte. Was den Verantwortlichen der Nationalmannschaft dazu gefällt, ist seine Fähigkeit, mit schwierigen Situationen umzugehen. Das bewies er schon im Großen, als er in der Saison nach dem Bundesliga-Abstieg mit dem VfB Stuttgart stolze 21 Tore für seinen neuen Verein RB Leipzig schoss. Das zeigte er im Kleinen auch gegen Kamerun, als er zum «Spieler des Spiels» einer Partie gewählt wurde, die lange Zeit eher unglücklich für ihn verlaufen war.

«Ich habe einen kleinen Anlauf gebraucht, bis ich meine Tore gemacht habe», räumte der 21-Jährige nach seinem erst vierten Länderspiel ein. «Ich habe mich auch ein bisschen geärgert, denn bei den zwei Chancen vorher lief es nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe.»

Für Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff kommt es exakt darauf an: «Für uns ist bei diesem Turnier auch wichtig, zu sehen: Wie verhält sich jemand in schwierigen Situationen? Hält er auch seine Position, wenn es nicht so läuft?»

Timo Werner hat das getan. Im Umgang mit den Vorbehalten, die viele Fans noch immer gegen ihn haben, wird ihm diese Eigenschaft wohl auch helfen. Das nächste Ziel ist aber erst einmal das Halbfinale gegen Mexiko: «Wir sind nicht hier, um zu sagen: Zweiter, Dritter oder Vierter zu werden, das reicht uns aus», sagte er. «Wir wollen jetzt das Halbfinale gewinnen und danach nach Möglichkeit auch das Finale.»


(dpa)

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