Löws Team selbstbewusst nach Reifeprüfung

Kasan – Erschöpft, aber auch sehr zufrieden kehrten Joachim Löws Confed-Cup-Jungs nach der geglückten Reifeprüfung in ihr Hotel zurück.

Mit dem 1:1 gegen Südamerikameister Chile erarbeitete sich die junge deutsche Fußball-Nationalmannschaft beim Confed Cup in Russland eine hervorragende Ausgangslage fürs Weiterkommen. Und es soll möglichst sogar Vorrundenplatz eins her. «Wir wollen natürlich den maximalen Erfolg, wollen natürlich noch Gruppensieger werden», formulierte Torschütze Lars Stindl in der Tataren-Hauptstadt Kasan selbstbewusst.

Ein Unentschieden gegen Kamerun am Sonntag (17.00 Uhr) in Sotschi reicht definitiv zum Halbfinaleinzug. Sollte der Weltmeister die Gruppe trotz der aktuell schlechteren Tordifferenz im Vergleich zu Chile noch als Erster abschließen, wäre dies auch ein logistischer Gewinn. «Dann könnten wir das Halbfinale ohne Reise in Sotschi bestreiten», bemerkte Löw. Als Gruppensieger würde sein Team an der Schwarzmeerküste bleiben und derzeit mit höherer Wahrscheinlichkeit Europameister Portugal im Semifinale aus dem Weg gehen. Bei Platz zwei ginge es nach der Kamerun-Partie noch einmal zurück nach Kasan.

Im dortigen WM-Stadion zog Löw ein äußerst positives Fazit des hart erkämpften Unentschiedens gegen den Copa-América-Champion. «Es war für uns ein Spiel mit allerhöchsten taktischen Ansprüchen, die wir zu erfüllen hatten», sagte der 57-Jährige, der seinen 100. Sieg als Bundestrainer halt noch einmal vertagen musste. «Meine Mannschaft hat das klasse gemacht, mit höchster Disziplin über 90 Minuten.»

Ein wenig geschönt geriet die erste Analyse aber doch. So hatte die DFB-Auswahl tatsächlich länger als wie von Löw beobachtet «die ersten zehn Minuten ein bisschen Schwierigkeiten». Nach dem Blackout des indisponierten Abwehrchefs Shkodran Mustafi beim Gegentor des herausragenden Alexis Sanchez (6. Minute) hätte schon Eduardo Vargas erhöhen können. Der Ex-Hoffenheimer traf jedoch die Latte (20.).

Mit fortschreitender Spieldauer und dem Ausgleich durch Lars Stindl noch vor der Pause gewann das deutsche Team zunehmend Sicherheit. «Die erste halbe Stunde waren die Chilenen sehr wuchtig, aggressiv und forsch», sagte Stindl: «Ich muss der Mannschaft aber ein Kompliment machen, wie sie damit umgegangen ist und das weggesteckt hat.»

Nicht nur mit seinem zweiten Turniertreffer verdiente sich Stindl ein Extralob des Bundestrainers. Der Gladbacher überzeugte auch in ungewohnter Rolle als Sturmspitze. «Er ist ein sehr raffinierter Spieler mit unglaublicher Spielintelligenz und guter Orientierung im Raum», schwärmte Löw. «Er hat in der Zeit, in der er bei uns ist, absolut überzeugt – nicht nur wegen seiner Tore.»

Gegen eine «physisch starke Mannschaft» Kameruns erwartet Stindl nun «ein schwieriges Spiel». Nachdem Löw seine Startelf gegen Chile im Vergleich zum 3:2 beim Auftakt über Australien auf vier Positionen geändert hatte, denkt der Bundestrainer erneut über einige Wechsel nach. «Möglicherweise tut dem ein oder anderen nach zwei Spielen innerhalb weniger Tage eine Pause gut», sagte Löw, «und vielleicht die ein oder andere frische Kraft unserem Spiel dann auch.»


(dpa)

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