Halle/Westfalen – Nach seinem Jubiläumssieg war Roger Federer schon ein bisschen erleichtert. Zwar war es nur ein Erstrunden-Erfolg im westfälischen Halle und der Gegner hieß auch lediglich Yuichi Sugita aus Japan.
Doch weil es der erste Sieg seit seiner rund zwei Monate langen Pause war, fiel die Freude beim Schweizer nach seinem 1100. Sieg auf der ATP-Tour doch ein bisschen größer aus als nach vergleichbaren Erfolgen in der Vergangenheit. «Ich bin wirklich sehr glücklich darüber, wie ich gespielt habe», sagte Federer nach der gerade einmal 52 Minuten dauernden Partie am Dienstagabend.
Im ersten Versuch war dem Rekord-Grand-Slam-Sieger ein Erfolg nach seiner Rückkehr noch verwehrt geblieben. In Stuttgart musste er sich in der vergangenen Woche gleich zum Auftakt Tommy Haas geschlagen geben. Und auch wenn Federer die Niederlage danach herunterspielte: Ein erneut frühes Scheitern bei den Gerry Weber Open hätte erste Zweifel gesät, ob es die richtige Entscheidung war, auf die komplette Sandplatz-Saison zu verzichten und sich komplett auf den persönlichen Saisonhöhepunkt in Wimbledon zu konzentrieren.
So aber hat sich der Schweizer, anders als übrigens Andy Murray oder Stan Wawrinka beim zeitgleich stattfindenden Turnier in Queens, der Auftaktaufgabe souverän entledigt und dabei phasenweise bereits exzellentes Tennis gezeigt. «Wichtig ist, dass ich im richtigen Moment gut spiele», sagte Federer und bilanzierte gelöst: «Ich glaube, ich habe sehr viel Gutes gezeigt heute.»
Dass es sein 1100. Sieg auf der Tour war, war Federer erst gar nicht bewusst. Erst als der Stadionsprecher ihn darauf ansprach, erinnerte sich der 35-Jährige daran, dass der Erfolg ein kleiner Meilenstein war. Nur Jimmy Connors hat öfter gewonnen (1256). «Ich glaube, ich würdige diese Zahlen inzwischen sehr viel mehr», sagte Federer. Schließlich hatte er im vergangenen Jahr lange wegen Knieproblemen pausieren müssen. Es kamen erste Zweifel auf, ob es der weltweite Publikumsliebling noch einmal zurück zu alter Stärke schaffen würde.
Doch Federer hat es in diesem Jahr längst allen Kritikern bewiesen. Die Siege bei den Australian Open sowie den Masters-Series-Turnieren in Indian Wells und Miami waren auch für den erfolgsverwöhnten Schweizer etwas Besonderes.
In Halle trifft er nun am Donnerstag im Achtelfinale auf Mischa Zverev. Vor vier Jahren verpasste der frühere Weltranglisten-Erste dem älteren der beiden Zverev-Brüder die Höchststrafe, gewann im Viertelfinale 6:0, 6:0. «Ja gut, das war eher klar, aber ich glaube nicht, dass sich das so wiederholen lässt», sagte Federer. Er hat durchaus Respekt vor dem 29 Jahre alten Davis-Cup-Profi, dessen Serve-and-Volley-Spielweise er schätzt. «Ich glaube, Mischa hat sich nochmal weiter verbessert», sagte Federer. «Sein Spiel ist sicher gut gemacht für den Rasen.» Ob es reicht, um Federer den 1101. Sieg auf der ATP-Tour zu verwehren, bleibt abzuwarten.
(dpa)