Australiens Ziele: Gegen DFB-Elf nicht nur Trikots tauschen

Sotschi – Vehement stemmt sich Auftaktgegner Australien gegen sein deutsches Turnier-Trauma. Mit viel Bundesliga-Erfahrung und forschen Tönen wollen die Socceroos beim Confed Cup den ersten Pflichtspielsieg überhaupt gegen den Weltmeister – und geben sogar den Titel als offizielles Ziel aus.

«Du willst nicht deinen Enkeln erzählen, dass du Trikots mit ein paar großen Spielern getauscht hast», betont der Ex-Münchner Löwe Milos Degenek vor dem Duell mit Joachim Löws Boygroup am Montag (17.00 Uhr). «Wir sind hier, um das Turnier zu gewinnen und nicht, um unseren Spaß zu haben und Russlands Sehenswürdigkeiten zu erleben.»

Nach einem 0:4 in der Generalprobe gegen Brasilien, der bisher holprigen WM-Qualifikation und medialer Kritik an Coach Ange Postecoglou herrscht Zweckoptimismus im Camp des Asienmeisters in Sotschis Ortsteil Adler. «Ich will nach Deutschland zurückkehren und sagen können: Wir haben sie bezwungen», sagt der Neu-Herthaner Mathew Leckie. «Wir müssen aufhören, uns selbst als kleine Fische zu betrachten», fordert Inter Mailands Trent Sainsbury.

Vor allem im Kräftemessen mit der hoch angesehenen DFB-Elf. In bislang drei Turnieren staunten die Australier teils über Lehrstunden, zuletzt beim 0:4 bei der WM 2010. Das knappe 2:2 im Testspiel vor gut zwei Jahren lässt die Roos aber auf die Sensation hoffen. «Es war ein wirklich gutes Spiel von uns. Das gibt uns Zuversicht», sagt Leckie.

Neben dem früheren Ingolstädter kennen auch Ersatzkeeper Mitch Langerak vom VfB Stuttgart, der derzeit vereinslose Robbie Kruse und Degenek den deutschen Fußball bestens aus eigener Anschauung. Nächste Saison wird zudem Stürmer Jamie Maclaren für Zweitligist Darmstadt 98 auflaufen.

Aus dem aktuellen Aufgebot ohne große internationale Stars war nur der 37 Jahre alte Rekordschütze Tim Cahill bereits bei der bislang letzten Confed-Cup-Teilnahme 2005 dabei, als es eine 3:4-Niederlage gegen Michael Ballack & Co. gab. Nun vertritt Australien bei der Mini-WM erstmals seit dem Konföderationenwechsel vor zwölf Jahren Asien.

In der dortigen Qualifikation ist das Ticket für die WM in Russland bei zwei ausstehenden Partien in großer Gefahr – weshalb Coach Postecoglou auch beim Confed Cup mächtig unter Druck steht. «Mit einer guten Leistung hier und der Qualifikation für die WM werden die aktuellen Probleme vergessen sein», analysierte das Magazin «Four Four Two Australia». «Drei Niederlagen in Russland und ein verlorenes Qualifikationsspiel gegen Japan könnten die Ange-Ära schon wieder beenden.»

Der Trainer mit griechischen Wurzeln folgte vor vier Jahren auf Holger Osieck. Trotz geschaffter WM-Qualifikation musste der frühere Weltmeister-Assistent von Franz Beckenbauer noch vor der WM 2014 nach einem 0:6 gegen Brasilien gehen.

Diese mangelnden Erfolge gegen die ganz Großen sind Ursprung des Minderwertigkeitskomplexes, den der australische Fußball nun mit einem prestigeträchtigen Sieg über Deutschland endlich überwinden will. «Der australische Fußball hat den Stolz von Cristiano Ronaldo», beschreibt der Sender ABC die Gemütslage. «Und ein ähnliches zerbrechliches Ego».


(dpa)

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