Tennis-Oldie Haas verdirbt Federer das Comeback

Stuttgart – Tommy Haas legte nach seinem Coup in Stuttgart tröstend seinen Arm auf die Schulter von Topstar Roger Federer. Der baldige Tennis-Rentner konnte es selbst nicht recht glauben, dass ausgerechnet er dem Rekord-Grand-Slam-Sieger die Rückkehr auf die ATP-Tour verdorben hat.

Mit dem überraschenden 2:6, 7:6 (10:8), 6:4 zog der Weltranglisten-302. bei dem Rasen-Turnier ins Viertelfinale ein und fügte Federer auf dessen angestrebten Weg zum achten Wimbledon-Titel eine empfindliche Niederlage bei. «Ich habe mich ein bisschen selbst geschockt», sagte der 39-Jährige. «Ich bin ein bisschen sprachlos. Es ist schwierig Worte zu finden.»

Töchterchen Valentina war begeistert, als Papa Haas seinen ersten Viertelfinaleinzug seit drei Jahren perfekt machte. Erstmals nach seinem Comeback im Januar nach einer langen Verletzungspause feierte der 39-Jährige zwei Erfolge nacheinander und kämpft am Freitag gegen den Hamburger Mischa Zverev bei dem mit 701 975 Euro dotierten Turnier um den Einzug in das Halbfinale. Seinen Abschiedsauftritt beim MercedesCup darf der Wahlamerikaner weiter genießen. Neben Haas und Zverev steht auch Philipp Kohlschreiber unter den besten Acht.

Im Duell der beiden Altmeister hatte es im ersten Satz nach einem Sieg für den Schweizer ausgesehen. In der prallen Sonne auf dem erstmals mit fast 6000 Zuschauern gefüllten Center Court rief Federer zunächst souverän und mit präzisen Aufschlägen seine Klasse ab. Für den Deutschen war der Druck beim zweiten Serviceverlust zum 2:5 erneut groß. Nur vier Ballwechsel später war der erste Satz beendet. In 22 Minuten.

Es war in ein spezielles Match, nicht nur weil Publikumslieblinge aufeinandertrafen, nicht nur weil die beiden Kontrahenten gut befreundet sind. Auf der einen Seite stand der einstige Weltranglisten-Zweite Haas, der sein letztes Tour-Jahr genießt. Auf der anderen der 18-malige Grand-Slam-Sieger, der sich nach seinem imposanten Saisonstart für die Rasen-Fitness zurückgezogen hatte.

73 Tage nach seinem letzten offiziellen Match wehrte Haas drei Satzbälle im Tiebreak des zweiten Abschnitts noch ab, dann leistete er sich einen Doppelfehler zum Satzausgleich. «Die Gefahr ist das, dass es nicht so einfach für mich wird», hatte Federer geahnt. Und so entwickelte sich das Duell ab Mitte des entscheidenden Satzes zugunsten von Haas.

Nachdem er seinen Aufschlag zum 2:3 abgeben musste, saß Federer nachdenklich auf seiner Bank. Der gebürtige Hamburger Haas, der ihm im Finale von Halle 2012 auf Rasen eine unvergessene Niederlage zugefügt hatte, sah zufriedener aus. Nach 1:56 Stunden verwandelte er seinen zweiten Matchball.

Kohlschreiber hatte zuvor dafür gesorgt, dass Federer und Haas warten mussten. In 2:36 Stunden und erst mit dem fünften Matchball rang der Vorjahresfinalist Steve Johnson aus den USA 7:6 (7:3), 5:7, 7:6 (8:6) nieder. Mischa Zverev setzte sich gegen den Karlsruher Qualifikanten Yannick Hanfmann 7:6 (7:1), 6:2 durch und freute sich anschließend auf ein «großartiges» Viertelfinale schon bevor er seinen Gegner kannte. «Federer ist eine Legende und Tommy eigentlich für mich auch. Es sind beide Champions», sagte der ältere Zverev.


(dpa)

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