Confederations Cup: Russland startet seine WM-Prüfung

St. Petersburg – 16  Spiele in vier WM-Städten. Der Confederations Cup vom 17. Juni bis 2. Juli ist für Russland die ultimative Probe für das große Fußball-Event im Sommer 2018.

Vor dem Start am Samstag (17.00 Uhr MESZ) mit dem Duell der Sbornaja gegen Neuseeland in St. Petersburg herrscht beim Gastgeber noch etwas Nervosität. Auch für den Weltverband steht beim ersten großen Turnier nach den Korruptionsskandalen einiges auf dem Spiel.

Frage: Ist Russland bereit für die Rolle als Turnier-Gastgeber?

Antwort: Logistisch ist Russland fit für das Turnier. Stadien und Infrastruktur sind auf gutem Niveau. Dazu gab es im Gegensatz zu den Vorgänger-Veranstaltungen in Südafrika 2009 und Brasilien 2013 auch keine großen Sorgen. Und doch schwingen bei vielen Russen noch Selbstzweifel mit. Der Wunsch, der alten Fußball-Welt zu zeigen, dass man das Event stemmen kann, ist riesig. Die Fragen aus der westlichen Welt sind moralischer Natur. Präsident Wladimir Putin nutzt den Sport wieder für seine Interessen, so die Befürchtung.

Frage: Welche Rolle spielt die FIFA mit ihrem Präsidenten Gianni Infantino?

Anwort: Die FIFA steckt noch mitten im Umbruch. Für Präsident Infantino ist es das erste große Turnier seiner Amtszeit. Noch hat er die Zweifel an seinem Reformwillen nicht zerstreuen können. Mit Russland suchte er von Beginn an praktisch kritikfrei den Schulterschluss. Drückte die FIFA den vergangenen WM-Gastgebern unter Alt-Chef Joseph Blatter noch ihre Bedingungen gnadenlos auf, ist man beim Weltverband offensichtlich um Konsens mit dem Veranstalter bemüht. Nur keine neuen Skandale, scheint das Leitmotiv zu sein.

Frage: Was halten die Russen von der Personalpolitik von Bundestrainer Joachim Löw?

Antwort: Schon bei der Auslosung im November in Kasan wollte OK-Chef Witali Mutko Löw am liebsten den Hals umdrehen. Was in eine spaßhafte Geste verpackt war, hat einen ernsten Hintergrund. Natürlich sind die Organisatoren enttäuscht, dass Weltstars wie Toni Kroos oder Mesut Özil freiwillig auf Russland verzichten. Hinter den Kulissen wird der Unmut klar artikuliert, nach außen pflegt man mehr oder weniger diplomatische Äußerungen. Ändern können Russen oder FIFA am DFB-Plan eh nichts.

Frage: Wie stehen die Chancen für die DFB-Elf?

Antwort: Der Test gegen Dänemark (1:1) und der Torspaß gegen San Marino (7:0) haben Mut gemacht. Löws Ensemble aus vielen jungen und bislang nicht berücksichtigen Akteuren ist mit guter Laune bei der Sache. Verständlich: Die Chance, sich für die WM in einem Jahr zu präsentieren, ist als Turniermotiv ausgegeben worden, ein geschickter Schachzug von Löw. Kurzfristig eine Einheit zu formen und trotz mancher Widrigkeiten zu maximaler Leistung zu bringen, hat unter dem 57-Jährigen schon mehrmals funktioniert – gekrönt beim WM-Titel 2014.

Frage: Was ist sportlich von dem Turnier überhaupt zu erwarten?

Antwort: Außer den Deutschen nehmen alle sieben weiteren Teilnehmer das Turnier absolut ernst. Portugals Superstar Cristiano Ronaldo hat seinen Titelhunger noch lange nicht gestillt. Für Chile ist es eine nationale Ehre, als Südamerika-Vertreter dabei zu sein – anstelle der sonst oft übermächtigen Argentinier und Brasilianer. Bayerns Arturo Vidal hat das klar gemacht. Russland muss sich ein Jahr vor der Heim-WM unbedingt beweisen, und mit den Mexikanern um die Bundesliga-Profis Chicharito und Fabian ist auch zu rechnen. Obwohl Deutschland der einzige Teilnehmer ist, der jemals Weltmeister war, und im Vergleich zu 2013 klangvolle Namen wie Brasilien, Italien und Spanien fehlen, kann die Mini-WM also sportlich reizvoll werden.

Frage: Wie können Fans den Confed Cup verfolgen?

Antwort: Noch können auch Kurzentschlossene in Russland live dabei sein. Keines der deutschen Gruppenspiele gegen Australien (19.6./Sotschi), Chile (22.6./Kasan) und Kamerun (25.6./Sotschi) ist bislang ausverkauft. Der Ticket-Verkauf lief nur sehr schleppend. Ganze 1489 Karten wurden bis April von deutschen Fans geordert. Im Gegensatz zur WM sind Karten sogar noch während des Turniers erhältlich. Und mit der dazugehörigen Fan-ID braucht man noch nicht einmal das sonst nötige Visum.

Wer nicht spontan nach Russland reisen kann, wo in vier der elf WM-Städte (St. Petersburg, Moskau, Sotschi, Kasan) gespielt wird, kann alle 16 Spiele live im Free-TV schauen. ARD und ZDF zeigen die meisten Spiele, Sport1 hat sich drei Partien gesichert. Am letzten Vorrundenspieltag wird ein Spiel zudem bei dem neuen ARD-Angebot one zu sehen sein.


(dpa)

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