Teheran – Vor wenigen Tagen herrschte in der iranischen Hauptstadt noch der blanke Horror wegen der Anschläge der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Jetzt aber gab es Straßenkarneval in Teheran wegen der frühzeitigen Qualifikation der iranischen Nationalmannschaft für die WM 2018 in Russland.
Hundertausende strömten in der Nacht zum Dienstag auf die Straßen und riefen immer wieder «Russland, wir kommen» und «Jungs, wir danken euch». Wegen der Autokorsos waren laut Augenzeugen viele Straßen Teherans bis in die frühen Morgenstunden verstopft. Auch von Warnungen der Polizei vor neuen IS-Angriffen ließen sich die feiernden Fans nicht beeindrucken.
Der Iran hatte zuvor die Mannschaft Usbekistans mit 2:0 (1:0) geschlagen. Sardar Azmoun (23. Minute) und Mehdi Taremi (88.) erzielten die Treffer. Auch der Wolfsburger Ashkan Dejagah wurde nach langer Verletzung in der 70. Minute eingewechselt. Mit dem Sieg ist dem Iran der zweite Platz in der Asien-Gruppe A nicht mehr zu nehmen. Die nächsten beiden Spiele gegen Syrien und Südkorea sind für Irans portugiesischen Coach Carlos Queiroz deshalb schon Vorbereitungsspiele für die WM in Russland.
«Ich bin glücklich und stolz auf meine Mannschaft wegen der souveränen Qualifikation», sagte Queiroz nach dem Spiel. Der Iran ist nach Rekordchampion Brasilien die zweite Mannschaft, die sich schon frühzeitig für die WM qualifiziert hat. Gastgeber Russland ist automatisch dabei. «Iran hat fußballerisch ein enormes Potenzial und braucht nur jemanden, der auf den richtigen Knopf druckt», sagte der Portugiese nicht ohne Eigenlob.
Queiroz ist im Iran nicht unumstritten. Besonders bei Fans, die schönen Fußball sehen wollen und nicht dessen defensive Spielweise. Wegen der Kritik und auch Querelen mit dem iranischen Verband (FFI), wollte er im vergangenen Jahr zweimal das Land verlassen. «Aber der Erfolg spricht für sich, und nun müssen wir uns alle vor Queiroz verbeugen», sagte der Fußballmoderator Adel Ferdosipur und gab dem Portugiesen in der Fernsehsendung 90 einen Kuss.
Ehrengast des Spiels gegen Usbekistan im Asadi-Stadion war der Deutsch-Iraner Alexander Nouri. Der Trainer von Werder Bremen ist wegen seiner Erfolge in der Bundesliga zu einem Nationalhelden im Iran geworden. «Ich bin zwar erst zum dritten Mal im Iran, habe aber wegen meines (iranischen) Vaters Wurzeln hier», sagte Nouri in der Sportsendung 90. Er freue sich mit dem Iran über die Qualifikation.
Nouri führte Gespräche mit dem iranischen Verband über Gastspiele Werder Bremens in Teheran. Glaubt man Gerüchten, spielt der FFI laut Kennern des Verbands schon jetzt mit dem Gedanken nach der WM 2018 Nouri als Nachfolger von Queiroz zu gewinnen. Der in Hamburg geborene Nouri spricht allerdings fast kein Persisch. Auch in Teheran war immer ein deutscher Übersetzer mit dabei.
(dpa)