Oakland – In den Armen des entthronten Königs LeBron James begann für Kevin Durant endlich die erste Titelparty seiner NBA-Karriere.
Befreit von Druck und Zweifeln versank der Basketball-Topstar in seinem Glücksmoment, nachdem er die Golden State Warriors mit 39 Punkten zum entscheidenden 129:120-Sieg im fünften Spiel der Finalserie gegen Vorjahresmeister Cleveland Cavaliers geführt hatte. «Ich bin so stolz auf dich, Sohn», rief ihm seine Mutter Wanda in der Jubeltraube zu und drückte Durant einen dicken Kuss auf die Wange.
Schon als Achtjähriger hatte Durant seiner Mama versprochen, eines Tages die NBA-Meisterschaft zu gewinnen. Beim finalen Erfolg war der 28-Jährige erneut zielsicherster Werfer der Warriors, in den fünf Partien gegen Cleveland brachte er es im Schnitt auf 35,2 Zähler. Folgerichtig wurde er zum besten Spieler der Finalserie (MVP) gekürt. Cavs-Anführer James, der trotz seiner überragenden 41 Punkte geschlagen in den Katakomben verschwand, wusste nur zu genau um Durants Gefühlswelt. «Die erste Meisterschaft zu gewinnen, war für mich wie die Geburt des ersten Sohnes», sagte James.
Umtost von heftiger Kritik hatte Durant vor Saisonbeginn die Oklahoma City Thunder verlassen, mit denen er 2012 das NBA-Finale gegen James und die Miami Heat verloren hatte, um mit den ohnehin schon glänzend besetzten Golden State Warriors den ersehnten Titel zu gewinnen. Beseelt von diesem Wunsch lief der Olympiasieger in der Endspielserie zur Bestform auf und war am Ende der entscheidende Faktor für den zweiten Triumph des Teams aus Oakland binnen drei Jahren. «Ich konnte zwei Tage nicht schlafen, war besorgt und zittrig. Ich habe so viel Arbeit investiert und musste darauf vertrauen», sagte Durant.
Auch dank des Flügelspielers blieb die dritte Endspielserie zwischen Golden State und Cleveland nacheinander letztlich einseitig, gegen die enorme Qualität der Warriors konnte auch James als bester Basketballer seiner Generation diesmal nichts ausrichten. «Wir haben alles gegeben, es hat nicht gereicht. Sie sind eines der besten Playoff-Teams, das diese Liga je gesehen hat», befand James, der als erster Profi in einer Finalserie in drei statistischen Kategorien im Schnitt zweistellige Werte erzielt hatte.
In der Vorsaison hatte der 32-Jährige die Cavs nach einem 1:3-Rückstand gegen die Warriors noch zum emotionalen Titelgewinn getrieben. Diesmal ließ Golden State eine Wende nicht zu. «Wir haben aus allem gelernt, das wir durchgemacht haben», sagte Stephen Curry, mit 34 Punkten und zehn Assists am Montagabend neben Durant prägender Spieler der Gastgeber.
Im Konfettiregen gaben sich die Warriors dann ganz dem Meisterrausch hin, in der Kabine verspritzten die Ballartisten kichernd wie kleine Kinder Champagner und Bier, die Augen geschützt von gelben Skibrillen. Den ersten Schluck aus der Bierdose spuckte Durant noch aus, später in der Nacht aber entschuldigte er sich für seinen leichten Schwips. «Du kannst sagen, was du willst, aber niemandem bedeutet das Spiel mehr, niemand liebt Basketball mehr als ich», sagte Durant, als er nach zehn NBA-Jahren endlich am Ziel war.
«Ich freue mich einfach für ihn. Er hatte schon eine tolle Karriere, jetzt hat er sie auf die nächste Stufe gehoben», sagte Warriors-Trainer Steve Kerr. Angesichts der Dominanz seines Teams, das nur eines von 17 Playoff-Spielen in dieser Saison verlor, und der Stärke von LeBron James‘ Cavaliers erwarten die großen Wettbüros in Las Vegas schon jetzt für 2018 die vierte Final-Auflage mit beiden Teams. «Ich bin bereit, es wieder zu tun», sagte Warriors-Star Curry schon kurz nach der Pokalübergabe.
(dpa)