Berlin – Nach seinem Premierenerfolg im Mehrkampf gönnte sich Deutschlands neues Turn-Gesicht Lukas Dauser endlich mal eine Pizza.
«Die gehört sonst nicht zu meinem Ernährungsplan. Und dazu noch ein alkoholfreies Weißbier – das war ein Genuss», meinte der Wahl- Berliner, der kommende Woche seinen 24. Geburtstag feiert, zu den bescheidenen «Meisterfeierlichkeiten» mit Eltern und Freundin bei einem Italiener.
Nach seinem von über 6000 Fans umjubelten Sieg nach einer Zitterpartie fiel er als Erstem noch auf dem Podium Fabian Hambüchen in die Arme. Der Reck-Olympiasieger hatte sich beim Titelkampf als «Mädchen für alles» engagiert: als Turnfest-Botschafter, als Trainer seines Schulfreundes Fabian Lotz, als Co-Kommentor. Zu Dauser pflegt der Hesse eine besondere Beziehung. Er betreut ihn seit Olympia im Auftrage der Firma Vitesse in Marketingfragen und hilft in allen Lebenslagen.
«Er ist ein so erfolgreicher Sportler und trotzdem total auf dem Boden geblieben. Ich kann ihn zu jeder Zeit anrufen», sprach Dauser seine Wertschätzung für den Super-Turner aus. «Ich habe ihm schon Trainings-Videos geschickt und um seinen Rat gebeten, wie er das eine oder andere gelöst hätte», berichtete Dauser.
Trotzdem überraschte der Turner vom TSV Unterhaching in der Stunde des Erfolges mit einer Aussage: «Ich möchte nicht in die Fußstapfen von Fabian treten. Ich will meinen ganz eigenen Weg gehen», sagte er. Damit ignorierte er ein wenig die Vorbildrolle und ließ durchblicken, dass er nicht stets und ständig mit ihm verglichen werden möchte.
Hambüchen wird bei der Stadion-Gala des Turnfests mit einer emotionalen Show im Olympiastadion von 14 Jahren Auswahl-Karriere verabschiedet. «Es ist etwas ganz Besonderes, dass ich bei der Verabschiedung mitwirken darf und wir alle als erfolgreiches Olympia-Team geehrt werden», meinte Dauser.
Nach dem Wettkampf, den der Vize-Europameister am Barren durch einen verstolperten Abgang am Reck noch einmal extrem spannend machte, hatte Hambüchen schon um seinen Freund gebangt. «Das kostet mich Nerven», meinte er, nachdem Dauser mit 81,75 Punkten gerade mal 0,05 Punkte Vorsprung vor seinem Trainingsgefährten Philipp Herder aus Berlin ins Ziel gerettet hatte.
Jetzt gilt Dausers Fokus der erfolgreichen Titelverteidigung am Barren. Auch dort wird Herder, aber natürlich auch der Olympia-Zweite Marcel Nguyen alles daran setzen, der Sieg des Vize-Europameisters zu verhindern. Doch nach seinem zweiten Turnfest in Berlin nach 2005 – damals war er als Elfjähriger mit dem Wohnmobil seiner Eltern angereist – gönnt sich Lukas Dauser erst mal eine Atempause.
«Ich fliege mit meiner Freundin nach Sardinien. Dort werde ich definitiv in der ersten Woche keinen Finger krumm machen und mich von der anstrengenden Wettkampfserie im Frühjahr erholen», verkündete er. Um dann gleich einzuräumen, dass in der zweiten Urlaubswoche schon wieder Jogging und Stretching auf dem Programm stehen.
Denn im Oktober will Dauser seine bisher beste Saison bei der WM in Montreal krönen. «Die Chancen sind definitiv am Barren am größten. Mein Ziel ist es, in der Schwierigkeit noch vier Zehntel auf die EM-Übung drauf zu packen», verriet Dauser. Mit einem Ausgangswert von 6,7 würde er auf jeden Fall zu den Medaillen-Kandidaten an seinem Lieblingsgerät gehören.
(dpa)