Rom – Erstmals seit Monaten wird das Römer Olympiastadion wieder ausverkauft sein – zu Ehren des Kapitäns Francesco Totti. Am Sonntag gegen CFC Genua bestreitet der 40-Jährige nach fast 25 Profi-Jahren sein allerletztes Spiel für seinen Herzensclub AS Rom.
Zehntausende werden sich dann von ihrem Idol verabschieden, ganz Rom bereitet sich auf einen tränenreichen Abschied vor. «Es ist unmöglich, in wenigen Worten all das auszudrücken, was diese Farben für mich bedeutet haben, für mich bedeuten und für mich bedeuten werden. Immer», erklärte Volksheld Totti vor der Partie emotional.
Als gebürtiger Römer blieb der frühere Weltklasse-Fußballer all die Jahre seinem Verein treu, schlug Offerten von Clubs wie Real Madrid aus. Schon allein deshalb wird er in Rom verehrt wie ein Stadtheiliger, kaum ein Fan kann sich die AS Rom ohne den ewigen Capitano vorstellen. «Totti hat Fußball-Geschichte geschrieben», würdigte Italiens Rekord-Nationalspieler Buffon den Offensivspieler.
In insgesamt 785 Spielen für die Roma erzielte Totti 307 Tore, wurde mit dem Hauptstadtclub 2001 italienischer Meister, gewann zweimal den Supercup und zweimal den Pokal. Fast jeden einzelnen Vereinsrekord brach er seit seinem Profi-Debüt am 28. März 1993. Im Laufe der Zeit erarbeitet sich der Weltmeister von 2006 in ganz Italien den Status einer Legende – auch wenn sein Denkmal zuletzt zu bröckeln begann.
Unter Coach Luciano Spalletti war der 40-Jährige zuletzt meist nur noch Ersatz – was immer wieder zu Streit führte. Weder Totti selbst noch die Fans wollten die Degradierung akzeptieren. Vor wenigen Wochen verkündete dann Roms neuer Sportdirektor Ramon Rodriguez Verdejo, genannt Monchi, Totti werde nach der Saison eine neue Rolle abseits des Fußball-Platzes bei seinem Club übernehmen.
Totti bestätigte dies bis zuletzt nicht – und nährte die Gerüchte, er könne seine Karriere bei einem anderen Club fortsetzen. «Ab Montag bin ich bereit für einen Neustart. Ich bin bereit für eine neue Herausforderung», schrieb er in der Ankündigung seines letzten Roma-Spiels am Sonntag. «Ich fühle, dass meine Liebe zum Fußball damit nicht aufhören wird: Es ist eine Leidenschaft, meine Leidenschaft», ergänzte der 58-malige italienische Nationalspieler. Spekuliert wird über einen möglichen Wechsel Tottis in die USA.
Vor dem Saisonfinale in der Serie A – mit einem Sieg ist Rom direkt für die Champions League qualifiziert – ist Tottis Abschied das ganz große Thema im italienischen Fußball. Kaum einen Anhänger, Spieler, Trainer oder Funktionär lässt dies kalt. Selbst die Fans von Roms Erzrivale Lazio verabschiedeten ihren «Lieblingsfeind» mit einem Spruchband, im San Siro feierten ihn die Fans des AC Mailand vor einigen Wochen mit minutenlangem Applaus und einem riesigen Banner.
Diego Maradona würdigte Totti als «Nummer eins der Welt», Pelè bezeichnete ihn als «besten Spieler der Welt». Und Barca-Trainer Luis Enrique sagte: «Nicht nur in Rom, sondern in der ganzen Welt ist Totti eine Legende.» Für die Roma-Fans ist ihr Capitano ohnehin längst Heiliger und Ikone, seinen Platz in den Geschichtsbüchern hat Totti mit seiner Karriere und seiner Vereinstreue sicher.
(dpa)