Zuzenhausen – Joachim Löws langjähriger Assistent Hansi Flick kehrt zu 1899 Hoffenheim zurück und soll den Champions-League-Qualifikanten auf dem Weg in den internationalen Fußball weiter voranbringen.
Der 52 Jahre alte frühere DFB-Sportdirektor wird bei den Kraichgauern zum 1. Juli Geschäftsführer Sport. «Das durch die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb komplettierte Gesamtpaket hat es mir leichtgemacht, mich für die TSG zu entscheiden», sagte Flick in einer am Abend verbreiteten Mitteilung des Vereins.
Zuvor hatte Mäzen Dietmar Hopp der «Sport Bild» den lange erwarteten Zugang bestätigt. «Ich halte ihn für einen der besten Fußball-Fachleute hierzulande. Und er ist ein ausgesprochen angenehmer Mensch», sagte der Mehrheitseigner des Bundesliga-Vierten.
Flick will mit Manager Alexander Rosen zusammenarbeiten, dessen Vertrag noch bis 2018 läuft. «In Trainer Julian Nagelsmann und Direktor Profisport Alexander Rosen habe ich die besten Partner an meiner Seite, die man sich nur wünschen kann. Die jüngste Entwicklung der TSG ist ganz eng mit Julian und Alex verbunden», sagte Flick. Rosen war bislang mit Frank Briel (Finanzen) und Peter Görlich (Sport) für die Geschicke des Clubs verantwortlich. Briel und Grölich bilden mit Flick nun das Geschäftsführer-Trio bei der TSG.
Rosen stand zwar nach der misslungenen vorvergangenen Spielzeit mit den wenig erfolgreichen Monaten von Huub Stevens auf der Kippe. Nach dem Coup, Julian Nagelsmann als jüngsten Chefcoach der Erstliga-Geschichte auf die Bank zu setzen, und dem Aufschwung in dieser Spielzeit stieg aber auch Rosens Renommee rasant. Zudem tätigte er zahlreiche Top-Transfers wie die von Andrej Kramaric, Kevin Vogt oder Benjamin Hübner.
Flick steht nun mit an der Spitze des einstigen Dorfclubs, der in sein zehntes Bundesliga-Jahr und sein erstes auf europäischer Bühne geht. Es war am 2. Dezember 2003, als 1899 Hoffenheim das erste Mal auf der großen Fußball-Landkarte auftauchte: Der Regionalligist warf Bayer Leverkusen mit einem 3:2-Sensationssieg im Achtelfinale aus dem DFB-Pokal. Im kleinen Dietmar-Hopp-Stadion saß oder stand der Trainer so nah an der Tribüne, dass man in den beiden ersten Zuschauerreihen jedes Wort verstand: Hansi Flick hieß dieser, und keiner ahnte damals, dass der ehemalige Bayern-Profi und gebürtige Heidelberger 13 Jahre später mit Löw und den deutschen Nationalspielern im Maracanã-Stadion von Rio den WM-Triumph feiern würde.
So sehr der Bundestrainer Freiburg und Schönau verbunden geblieben ist in all den trubeligen Jahren, so bodenständig hielt es Flick. Er wohnt weiter in Bammental, wo er einst beim dortigen FC Victoria seine Spielerlaufbahn beendete und seine Trainerkarriere startete. Er hat dort ein Sportgeschäft – und war all die Jahre, trotz seiner Entlassung 2005, immer wieder geladener Gast bei den Hoffenheimern. Vor allem dank Milliardär Hopp, der mit Flick seinem Club weitere Strahlkraft verleihen möchte.
Flick wurde nach der Weltmeisterschaft 2014 Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund, hatte seinen bis 2019 laufenden Vertrag in diesem Januar überraschend aufgelöst. «Der einzige Grund ist der persönliche Wunsch, mich in der nächsten Zeit mehr auf meine Familie konzentrieren zu können», sagte Löws enger Vertrauter damals. Der einzige Spitzenclub, wo er Fußball und Familie auf kurzem Wege verbinden kann, ist 1899 Hoffenheim: Von Bammental ins Trainingszentrum Zuzenhausen sind es nur zehn Kilometer.
(dpa)