BVB strebt Frieden bis zum Saisonende an

Dortmund – Genug gestritten! Michael Zorc versucht, das Klima bei Borussia Dortmund nach dem Streit zwischen Trainer Thomas Tuchel und Clubchef Hans-Joachim Watzke zu beruhigen.

«Wichtig ist jetzt: Volle Konzentration auf das Wesentliche und Ruhe im Karton», sagte der Sportdirektor des Fußball-Bundesligisten in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die beiden restlichen Saison-Bundesligaspiele und das Pokalfinale in Berlin.

Zorc bestritt, dass das viel beachtete Interview von Watzke bewusst gewählt wurde, um die Öffentlichkeit auf eine Trennung von Tuchel vorzubereiten: «Das ist doch Unsinn.» Watzke hatte am vergangenen Samstag einen Dissens mit Tuchel eingeräumt und diesen mit unterschiedlichen Auffassungen darüber begründet, ob man im April bereits am Tag nach dem Anschlag auf den Teambus das Spiel in der Champions League gegen AS Monaco hätte austragen sollen oder nicht.

Auf Fragen nach dem für das Saisonende geplanten Gespräch über die Zukunft des Trainers antwortete Zorc: «Sportliche Belange werden dabei eine Rolle spielen. Und natürlich auch Dinge wie Strategie, Vertrauen, Kommunikation.» Ob die Differenzen ausgeräumt werden können, ließ er offen: «Wir diskutieren nicht in der Öffentlichkeit über den Trainer. Man müsste doch keine Saison-Analysen anberaumen, wenn das Ergebnis vorher schon feststünde.»

Ähnlich zurückhaltend äußerte sich Tuchel am Dienstagabend in einem Interview des niederländischen TV-Senders «Fox Sports NL» zu den Spekulationen über eine Trennung: «Im Moment möchte ich dazu keinen Kommentar abgeben. Ich werde in Augsburg Cheftrainer von Dortmund sein, so viel ist sicher.» Den Hinweis von Watzke auf den Dissens hält Tuchel für legitim: «Das ist sein Recht, er ist der Chef.»

Vom großen Medienecho und den vielen Kommentaren zum Thema zeigten sich alle Beteiligten überrascht: «Dass Schlagzeilen entstehen, wenn es konträr verlaufende Aussagen gibt, ist mir natürlich klar. Aber dass es medial zum Teil so stark ins Persönliche gehen würde und die Bestätigung einer längst publik gewordenen Meinungsverschiedenheit zeitweise die Kraft haben würde, die Präsidenten-Wahl in Frankreich von den Titelseiten zu verdrängen, war niemandem bewusst», kommentierte Zorc. «Ich halte viele Kommentare von Medien, die uns nur mit dem Fernglas verfolgen, für maßlos übertrieben.»

Die Sorge, dass sich die Unruhe vor den letzten drei wichtigen Saisonspielen auf die Profis übertragen könnte, hält sich bei Zorc in Grenzen: «Unsere Mannschaft ist extrem fokussiert auf das Wesentliche. Seit dem Attentat und dem darauf folgenden Monaco-Spiel, an dem sich die besagte Meinungsverschiedenheit ja entzündet hat, haben wir aus vier Bundesliga-Partien zehn Punkte geholt und sind darüber hinaus auswärts bei den Bayern ins Pokalendspiel eingezogen.»

Diese Fähigkeit des Teams ist nach Einschätzung von Zorc nach dem Watzke-Interview nicht in Gefahr: «Ich will ja nichts beschönigen, aber sind wir doch mal ehrlich: Weil jemand in der Zeitung «So ist es, ja», sagt und ein anderer das vor mehreren TV-Kameras ganz offensichtlich nicht gut findet, spielt kein Team der Welt schlechten Fußball.»

Ungeachtet der Diskussionen um den Trainer hält Zorc den im vergangenen Sommer eingeleiteten Umbruch für gelungen: «Wir haben eine gute Mischung aus erfahrenen und hochtalentierten Spielern. Aus unserer Sicht war und ist dieser Umbruch vollkommen alternativlos und total richtig gewesen.»

Nach dem bereits feststehen Transfers von Mahmoud Dahoud und Ömer Toprak sei es in der kommenden Transferperiode nur nötig, «an kleinen Stellschrauben» zu drehen. «Unsere Leistungsträger sind langfristig gebunden. Insofern werden wir nicht ansatzweise an die 13 Transfers des Vorjahres herankommen», kündigte Zorc an.


(dpa)

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