München – An Real Madrids perfekt gestyltem Megastar Cristiano Ronaldo perlten die Fragen nach Kritik förmlich ab.
«Wer zweifelte an mir? Diese Zweifel sind nicht bis zu mir vorgedrungen», beschied der Ausnahmefußballer nach seinem Doppelpack beim FC Bayern München und seinem 100. Tor im Europapokal. «Die Leute, die mir folgen, die Leute, die Cristiano mögen, halten immer zu mir, also halte ich mich an sie», sagte der Fußball-König. Er nahm bei seiner Audienz immer wieder einen Schluck aus seinem Wasserfläschchen.
Mit Zweiflern und Nörglern kann der portugiesische Fußball-Schönling nichts anfangen. Warum sollte dem Weltfußballer jemand mit Skepsis begegnen? Vielleicht, weil Cristiano Ronaldo bis zu seinem 1:1 gegen den deutschen Rekordmeister schier ewige 659 Minuten auf einen Treffer in der Champions League hatte warten müssen – so lange wie noch nie in seiner schillernden und trophäenreichen Laufbahn. Und dann markierte er auch noch den 2:1-Endstand.
«Dass ich jetzt der erste Spieler bin, der 100 Tore in europäischen Pokalwettbewerben erreicht hat, ist eine Ehre für mich, und dann auch noch gegen eine der besten Mannschaften der Welt», räumte der 32-Jährige in den Katakomben der Münchner Arena ein.
Untergetaucht war Madrids Paradesturm aus Karim Benzema (B), Gareth Bale (B) und Cristiano Ronaldo (C) beinahe komplett in der ersten Hälfte. Viel zu clever standen da die dominanten Münchner und hätten durch Arturo Vidal mit einem Strafstoß kurz vor der Pause sogar auf 2:0 erhöhen können. BBC wirkte da weniger wie eine Fernseh- und Rundfunkanstalt von Welt, sondern vielmehr wie ein ganz normaler Spartensender. «Fußball ist aber eine Wundertüte, und in fünf Minuten kann sich alles ändern», meinte Cristiano Ronaldo auch mit Blick auf seinen Anschlusstreffer und die Gelb-Rote-Karte gegen den Münchner Javi Martinez.
Von einem Riesenvorteil wollte der Europameister für das Rückspiel in der kommenden Woche nichts wissen. «Es war ein toller Sieg, die Mannschaft hat gut gespielt, für das Rückspiel ist aber alles offen», sagte der Mann für die wichtigen Tore. In den spanischen Zeitungen heimste er verdientes Lob ein. «Ronaldo ist weiter der König», schrieb «Marca» über ihn. Und «La Vanguardia» erkannte in Cristiano Ronaldo den «Anführer einer Mannschaft, die nur sehr wenige Fehler gemacht und die des Gegners gnadenlos ausgenutzt hat.»
Einen Fingerzeig in diesem Duell der Giganten wollte auch Weltmeister Toni Kroos nicht erkennen. «Wir freuen uns für heute, wissen aber, dass noch nichts entschieden ist», betonte der Mittelfeldstratege. «Es wird definitiv noch mal eng in Madrid, weil Bayern zu gut ist, als dass es nach einem 2:1 entschieden ist. Das ist Quatsch. Deshalb brauchen wir die gleiche Leistung noch mal.»
Auf dem Weg zur historischen Titelverteidigung wollen die Madrilenen besonnen bleiben. «Das war heute ein wichtiger Schritt, aber uns steht gegen diesen riesigen Rivalen noch das Rückspiel bevor», warnte Kapitän Sergio Ramos. Und Madrids Trainer Zinedine Zidane, der während des Spiels meist mit den Händen in der Manteltasche und dosierter Gestik am Rand seiner Coaching Zone stand, ermahnte seine Mannschaft: «Es ist noch nicht durch.»
(dpa)