Zieler und Co. ohne Angst zu Atlético

Leicester – Ron-Robert Zieler ist es gewohnt, große Siege von der Bank aus zu verfolgen. Vor drei Jahren wurde der Torwart ohne Einsatz Weltmeister in Brasilien, nun erlebt der 28 Jahre alte Keeper die Auferstehung von Leicester City in der Champions League in der Rolle des Zuschauers.

Es ist keine einfache Situation für den mit großen Hoffnungen auf die Insel gewechselten Zieler. Doch wie es seiner bescheidenden Art entspricht, macht er um seine eigene Person vor dem Viertelfinal-Hinspiel bei Atlético Madrid an diesem Mittwoch (20.45 Uhr) kein großes Aufsehen.

«Unter den acht besten Teams in Europa zu sein, als einzige Mannschaft von der Insel, ist wirklich top», sagte Zieler vor kurzem im «kicker»-Interview. «Überhaupt sind die Champions-League-Spiele in Leicester echte Feiertage», sagte der frühere Hannoveraner, auch wenn er daran keinen Anteil hat. «Jetzt wollen wir die Reise natürlich so weit wie möglich fortsetzen.»

Dass die «Foxes» im Duell mit dem Vorjahresfinalisten klarer Außenseiter sind, ist klar. Doch gerade diese Rolle behagt dem Team, in dem sich der frühere Nationalspieler Robert Huth anders als Zieler zu einer festen Stütze entwickelt hat. Auf Huth wird es am Mittwoch ganz besonders ankommen, weil in Wes Morgan ein ganz wichtiger Stabilisator der City-Abwehr verletzt ausfällt.

Doch nach einer lange Zeit katastrophalen Saison, die in der Entlassung von Erfolgscoach Claudio Ranieri gipfelte, hat sich der englische Überraschungsmeister der vergangenen Saison inzwischen wieder gefangen. Zwar gab es am Sonntag mit dem 2:4 beim FC Everton einen kleinen Rückschlag, doch an Selbstvertrauen mangelt es Leicester vor dem schweren Gang ins Estadio Vicente Calderón nicht.

«Wovor sollen wir uns fürchten?», fragte Torwart Kasper Schmeichel. Der Däne hat mit starken Leistungen einen großen Anteil am Aufschwung der Mannschaft – und damit auch am Reservistendasein von Zieler. Der erkennt die gute Form seines Kontrahenten neidlos an. «Mir bricht kein Zacken aus der Krone, wenn ich sage: Kasper macht das gerade richtig stark.»

Bis zum Ende der Saison will sich Zieler in seine Rolle als Bankdrücker fügen, bis dahin sollen in der Champions League möglichst noch ein paar Erfolge eingefahren werden. Danach gilt es, sich Gedanken über die Zukunft zu machen, ein Abschied trotz des noch bis 2020 laufenden Vertrages gilt als wahrscheinlich. Schließlich hat Zieler auch die WM 2018 in Russland noch nicht abgehakt, obwohl er im Nationalteam derzeit etwas aus dem Fokus geraten ist und Marc-André ter Stegen und Bernd Leno den Vortritt lassen musste.


(dpa)

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