NHL-Jungstar Draisaitl: Weltklasse, und Hoffnungsträger

Edmonton – Leon Draisaitl trifft. Leon Draisaitl bereitet vor. Leon Draisaitl ist weltklasse. Deutschlands Eishockey-Nationalspieler von den Edmonton Oilers ist in dieser Saison in der NHL zum Star gereift. 

Mit bislang 28 Toren und 47 Vorlagen ist der erst 21 Jahre alte Kölner in die Elite der nordamerikanischen Profiliga aufgestiegen: Draisaitl gehört zu den acht besten Scorern, noch vor Weltstars wie Jewgeni Malkin von den Pittsburgh Penguins, Alexander Owetschkin von den Washington Capitals oder John Tavares von den New York Islanders.

«Ich habe den nächsten Schritt gemacht», sagte Draisaitl. «Ich versuche, in jedem Spiel mein Bestes zu geben.» Sein Anteil am Erfolg der Oilers, die vom kommenden Mittwoch an erstmals seit elf Jahren wieder in den NHL-Playoffs stehen, ist immens. «Er ist ein absoluter Leader», schwärmte Oilers-Kollege Patrick Maroon. «Er kann ein Spiel alleine entscheiden und treibt uns selbst immer wieder an.»

Mit seinen derzeit 75 Scorer-Punkten in einer Spielzeit hat er den bisherigen NHL-Rekord eines deutschen Profis vom aktuellen Bundestrainer Marco Sturm (59) mal eben pulverisiert. «Das ist eine große Ehre für mich», kommentierte Draisaitl. Seinem großes Ziel, der Dirk Nowitzki des Eishockeys zu werden, ist er einen großen Schritt näher gekommen. In Nordamerika hat Draisaitl längst den Spitznamen «The German Gretzky» – in Anlehnung an die Oilers-Legende und als besten Eishockeyspieler der Welt verehrten Wayne Gretzky.

Auch Bundestrainer Sturm kann nur in Superlativen über das Mega-Talent sprechen. «Das deutsche Eishockey kann stolz sein, einen so talentierten Spieler noch lange in der NHL sehen zu dürfen», sagte er. Für Sturm und den DEB wäre allerdings ein erfolgreicher Draisaitl in den NHL-Playoffs nicht wirklich gut. Übersteht er mit den Oilers die erste K.o.-Runde, dürfte er die Heim-WM in Köln, die am 5. Mai beginnt, verpassen. «Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Ich möchte dem nicht vorgreifen, aber wenn wir mit den Oilers vorzeitig ausscheiden sollten, bin ich der erste, der im Flieger nach Deutschland sitzt», sagte der beste deutsche Eishockeyspieler unlängst dem «Express».

Priorität hat allerdings Edmonton. In der eishockeyverrückten Stadt in der kanadischen Provinz Alberta mussten die Fans lange auf die Playoffs warten. «Eishockey ist hier Religion», erklärte der Jungstar. Mit Draisaitl und seinem kongenialer Partner Connor McDavid verknüpfen die Anhänger große Hoffnungen. Sie sollen an die glorreichen 1980er anknüpfen, als Gretzky und der Finne Jari Kurri das Team zu fünf Stanley-Cup-Titeln führten.

Auch finanziell dürften sich die überragenden Leistungen demnächst niederschlagen. Bislang verdient Draisaitl seit seinem Einstieg 2014 knapp 780 000 Euro pro Jahr, nach Saison-Ende darf er neu verhandeln. Kanadische Medien spekulieren, dass der nächste Kontrakt ihm zwischen sechs und acht Millionen US-Dollar per anno einbringen könnte.

Der DEB hofft unterdessen auf eine Olympia-Klausel. Nach der NHL-Absage für Pyeongchang 2018 könnte Draisaitl das deutsche Eishockey womöglich doch noch glücklich machen, wenn er sich in seinem neuen Vertrag eine Olympia-Zusage schreiben lässt. «Einige Team-Eigner haben ja schon angedeutet, ihren Stars trotz der laufenden Saison für eine Olympia-Teilnahme keine Steine in den Weg legen zu wollen», sagte DEB-Präsident Franz Reindl.


(dpa)

(dpa)