Spanien bezwingt Frankreichs Youngster

Paris (dpa) – Die hochgelobten französischen Fußball-Talente müssen noch viel lernen. Die spanische Nationalmannschaft verpasste der jungen Équipe Tricolore um Dortmund-Profi Ousmane Dembélé, Kylian Mbappé (AS Monaco) und Adrien Rabiot (Paris SG) beim 2:0 im Prestigeduell in Paris einen Dämpfer.

Mann des Abends war mit einem herausgeholten Elfmeter und einem Tor AC-Mailand-Stürmer Gerard Deulofeu. Er wurde von der spanischen Zeitung «Sport» als «König von Frankreich» gefeiert. Im Mittelpunkt stand im Stade de France aber auch der Videobeweis, der erneut auf der großen Bühne in Europa getestet wurde – und für das Endergebnis entscheidend war.

Es gab zwei Schlüsselszenen: Beim Stand von 0:0 erkannte der deutsche Unparteiische Felix Zwayer ein Tor des Franzosen Antoine Griezmann zunächst an, musste seine Entscheidung aber auf Hinweis des Video-Assistenten revidieren. Es war Abseits.

Nachdem David Silva per Elfmeter nach Foul von Laurent Koscielny an Deulofeu die Gäste in Führung gebracht hatte (69.), griff Zwayers Kollege Tobias Stieler, der in einem Van vor dem Stadion saß, in der 77. Minute per Funk wieder ein: Der wegen vermeintlicher Abseitsstellung nicht gegebene Treffer von Deulofeu sei doch regulär, teilte er mit. Statt 1:1 stand es in der französischen Hauptstadt 2:0 für den Weltmeister von 2010.

Für Frankreich war es die erste Niederlage nach dem vor eigenem Publikum verlorenen EM-Finale 2016 gegen Portugal (0:1). «Ohne Video wäre das Spiel anders ausgegangen», stellte Tricolore-Coach Didier Deschamps enttäuscht fest.

Griezmann, der in der Primera División für Atlético Madrid spielt, erkannte die Überlegenheit der Spanier neidlos an: «Der Gegner war deutlich besser. Spanien hat ein sehr gutes Team beisammen.» Auch das französische Fachmagazin «L’Équipe» übersah trotz der Schlagzeile «Video-Ohrfeige» die Realität nicht: Das Deschamps-Team sei vorgeführt worden, hieß es.

Die spanischen Medien würdigten die gute Leistung des eigenen Teams, sie überschlugen sich aber vor allem mit Lob für die neue Technologie: «Willkommen, Herr Video!», titelte zum Beispiel die Zeitung «El Mundo», die den «Beginn einer neuen Ära» begrüßte.

«Einführung des Videobeweises in Spanien sofort. Er ist dringend nötig», forderte das Sportblatt «Mundo Deportivo». Routinier und Barcelona-Profi Gerard Piqué, der die Schiedsrichter zuletzt häufiger kritisiert hatte, sah das ähnlich: «Das brauchen wir in unserer Liga schnellstens. Schiris können irren.»

Bei den Franzosen präsentierten sich der erstmals von Anfang an eingesetzte Mbappé (18) – für den Monaco ein 110-Millionen-Euro-Angebot von Manchester United ausgeschlagen haben soll -, der für die letzten zehn Minuten eingewechselte Dembelé (19), Rabiot (21), Olympique-Lyon-Spieler Corentin Tolisso (22) & Co. nicht schlecht. Die Spanier setzten sich am Ende aber verdient durch.

Trainer Julen Lopetegui ist seit seinem Amtsantritt im Sommer 2016 in acht Spielen ungeschlagen. Es gab sechs Siege und zwei Remis gegen so namhafte Gegner wie Frankreich, Belgien (2:0), Italien (1:1) und England (2:2). Die Pleiten von La Roja bei der WM 2014 und der EM 2016 geraten bei Fans und Medien langsam in Vergessenheit.

Der 50 Jahre alte Coach lobte seine Schützlinge: «Wir haben heute nicht dank des Videobeweises, sondern wegen des Ehrgeizes, des Einsatzes und der Klasse meiner Spieler gewonnen.»

(dpa)