Oranje auf Trainersuche: Van Gaal, de Boer oder Mister X?

Amsterdam – Nach dem 20-Monate-Missverständnis mit Danny Blind beginnt in den Niederlanden die schwere Suche nach einem Nachfolger. Louis van Gaal, Frank de Boer, Ronald Koeman und sogar Jürgen Klinsmann wurden in den heimischen Medien als Kandidaten genannt.

«Wir hoffen, schnell mit einem neuen Bondscoach zu einer Einigung zu kommen, aber es wird sicherlich nicht schon in einer Woche klar sein», sagte KNVB-Direktor Jean Paul Decossaux. Im Test gegen Italien am Dienstag in Amsterdam wird Blinds bisheriger Assistent Fred Grim das Oranje-Team einmalig betreuen.

Zusammen mit Sportdirektor Hans van Breukelen muss der eigentlich für wirtschaftliche Belange zuständige Decossaux einen Trainer finden, der die Niederlande doch noch zur Weltmeisterschaft 2018 in Russland führt. Nach dem peinlichen 0:2 in Bulgarien, das Blind am Tag danach den Job kostete, kein leichtes Unterfangen. Schließlich belegt die Elftal mit sieben Punkten zur Halbzeit der Qualifikation in der Gruppe A nur den vierten Platz. Oranje sei «von einem Porsche Cayman abgesackt zu einem Skoda Fabia mit zwei platten Reifen», schrieb das Fachmagazin «Elf Voetbal».

Geht es nach den Fans im Land des Europameisters von 1988, dann soll van Gaal die zuletzt schwächelnden Spieler um Bayern-Star Arjen Robben wieder an seine hart Hand nehmen. «Unter Louis sind wir Dritter bei der WM geworden, er ist einfach der Beste, der rumläuft», hieß es von Seiten der Supporter-Vereinigung.

Auch beim Verband hofft man auf die Unterstützung des 65-Jährigen, wohl in erster Linie aber bei der Suche nach einem neuen Bondscoach. Man werde allerlei Experten um Rat fragen, sagte Decossaux, ohne den Namen van Gaal zu nennen. Der «General» hatte seine Trainerkarriere unlängst eigentlich für beendet erklärt, sich aber ein Hintertürchen offengelassen.

Unter dem früheren Bayern-Coach hatten die Niederländer 2014 in Brasilien eine überraschend erfolgreiche WM als Dritter abgeschlossen. Seitdem geht es mit dem Fußball in den Niederlanden aber bergab. Erst scheiterte der lustlose Guus Hiddink, dann ab 1. Juli 2015 dessen überforderter Nachfolger Blind. «Alles, was Danny Blind anfasste, wurde zu verbranntem Gummi», schrieb das «Algemeen Dagblad» über die enttäuschende Amtszeit von Blind. Der Ex-Profi verpasste erst die EM 2016, nun drohte er die WM 2018 in Russland zu verfehlen.

Doch auch auf den Nachfolger wartet viel Arbeit. Es fehle einfach an Qualität, das sei eigentlich bereits vor der WM in Brasilien vor zwei Jahren so gewesen, sagte Robben. «Mit einer anderen Spielweise haben wir da viel kaschieren können», sagte der Kapitän, der wegen der aktuellen Entwicklung seine Rückkehr nach München verschob, um beim Team zu bleiben. Auch der ehemalige Bundesliga-Trainer Huub Stevens sieht die Probleme im niederländischen Fußball tiefer liegend. «Wir müssen an der Siegermentalität der jungen Spieler arbeiten», sagte Stevens.

Spätestens bis Juni, wenn die nächsten Qualifikationsspiele anstehen, soll der Nachfolger von Danny Blind feststehen. Bis dahin wird in den Niederlanden wild spekuliert. Wirklich überraschen würde es nicht, wenn am Ende tatsächlich wieder van Gaal die Verantwortung übernimmt.


(dpa)

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