Eisbären-Wiedersehen mit dem Meistercoach

Berlin – Auf die Frage nach dem früheren Berliner Meistermacher Don Jackson wollte Uwe Krupp vor seiner Halbfinal-Premiere mit den Eisbären kaum eingehen.

Er wisse nicht, ob es ein Vorteil für den Amerikaner sei, dass er die Mannschaft kenne, sagte der 51-Jährige. «Keine Ahnung. Dazu kann ich nichts sagen.» Dem ersten Halbfinale des einstigen Serienchampions seit dem bislang letzten Titel 2013 verleiht es spezielle Brisanz, dass der Gegner EHC Red Bull München heißt. Die Eisbären Berlin treffen ausgerechnet auf Jackson, der sie einst zur Macht im deutschen Eishockey formte.

Am Freitag in München beginnt die Serie (19.30 Uhr). Und auch wenn Krupp dem Wiedersehen mit der schillernden Vergangenheit keinen großen Stellenwert beimessen will, ziehen einige seiner Spieler daraus Zuversicht. «Wir wissen, was auf uns zukommt», sagte Nationalspieler Constantin Braun als einer der Profis, die Jackson ziemlich genau kennen. «Es ist für uns einfacher, unsere Taktik auf sie einzustellen, weil wir genau wissen, was kommt. Wir haben ja sechs Jahre selbst so gespielt. Er hat ja nichts geändert.»

Zwischen 2007 und 2013 trainierte Jackson die Berliner, feierte mit ihnen in sechs Jahren fünfmal den Titel. «Es werden emotionale Spiele. Die Erinnerungen sind da», räumte der 60-Jährige ein. Seine Münchner sind Hauptrundensieger, Titelverteidiger und Topfavorit. Bremerhaven bezwangen sie klar mit 4:0 Siegen, eine Woche konnten sie sich ausruhen. Die Berliner sind nur drei Tage nach ihrem Sieg in der Verlängerung des Viertelfinals in Mannheim wieder gefordert.

«Für die mentale Konstitution gibt es natürlich nichts Besseres als zu gewinnen. Das nehmen wir mit in die nächste Serie», sagte Krupp. Wieder treten die Berliner als Außenseiter an, wie schon im Viertelfinale gegen Mannheim. Viermal verloren sie in vier Hauptrunden-Partien gegen München, aber auch das muss für die Playoffs kein Nachteil sein. «Die Ergebnisse in der Vorrunde haben nur noch statistischen Wert», sagte Krupp, warnte aber: «Bei München muss man sich eigentlich fragen, wo keine Gefahr herkommt.»

Dass die Berliner überhaupt im Halbfinale mitmischen, ist dagegen eine Überraschung der spannenden Playoffs. Der Club hatte zahlreiche Verletzungssorgen und dümpelte im Niemandsland der Tabelle herum. Kurz vor dem Hauptrunden-Abschluss musste er auch damit rechnen, seine Saison schon vor den Playoffs beenden zu müssen. Als Achter rettete er sich in die erste Runde.

Den Anspruch erfüllten die Berliner damit nicht. Die Anschutz Entertainment Group strebt Erfolge wie unter Jackson an und ordnete deswegen vor einem Monat die Führungsebene neu. Zwar bleibt Peter John Lee Eisbären-Geschäftsführer und Stefan Ustorf Sportdirektor. Das letzte Wort haben nun aber die Los Angeles Kings, die auch zu Anschutz gehören. «Es geht darum, Meisterschaften zu gewinnen», sagte NHL-Ikone und Aufsichtsratsvorsitzender Luc Robitaille und sprach davon, noch in dieser Saison «etwas anrichten» zu wollen.

Für unmöglich halten das die Berliner nach dem Coup über Mannheim auch gegen München nicht. «Wir sind als Mannschaft gewachsen. Jeder hat Gott sei Dank zum richtigen Zeitpunkt seinen Platz gefunden», meinte Braun. «Jetzt ist alles möglich.»


(dpa)

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