Kiel – Handball-Rekordmeister THW Kiel gibt sich trotzig. «Ich bin ich frohen Mutes, dass wir in die nächste Runde einziehen», verkündete Nationaltorwart Andreas Wolff nach der 24:25-Niederlage im Achtelfinal-Heimspiel der Champions League gegen die Rhein-Neckar Löwen.
«Es ist egal, ob man unentschieden spielt oder mit einem Tor Rückstand verliert.» Der Schlussmann ist überzeugt: «Das ist eine gute Ausgangsposition.» Trainer Alfred Gislason ist zurückhaltender. «Unsere Chancen liegen bei 40 Prozent», meinte der Isländer.
Im Handball ist ein Tor tatsächlich nur ein Wimpernschlag. Zudem hat der THW hat schon oft bewiesen, dass er auch bei den Löwen siegen kann. Aber das Hinspiel lässt die Beobachter zweifeln. Die Mannheimer hätten eigentlich mit vier, fünf Toren Vorsprung gewinnen müssen, waren zum Schluss aber nachlässig. Ihr Spiel lief rund und geschmeidig, hatte Klasse. Was der THW produzierte, wirkte oft verkrampft und war häufig das Ergebnis von Einzelaktionen. Die wurfgewaltigen Christian Zeitz und Marko Vujin blieben blass.
Für den größten Lichtblick sorgte die Rückkehr von Nationalspieler Steffen Weinhold nach 100-tägiger Verletzungspause. Ihm gelangen auf Anhieb fünf Tore. «Er ist ein guter Abwehrspieler, ist wichtig für den Angriff, bewegt sich sehr gut», lobte Gislason. Für die Kieler, die in der Champions League noch nie im Achtelfinale ausgeschieden sind, stehen in dieser Saison ungewohnte acht Niederlagen in 15 Spielen (5 Siege/2 Remis) zu Buche. Wann Abwehrchef Rene Toft Hansen wieder eingreifen kann, ist ungewiss. «Wir haben ziemlich viele Baustellen», seufzte Gislason.
Auch am nächsten Donnerstag wird der THW auf seinen Regisseur Domagoj Duvnjak verzichten müssen. «Eine Operation ist unvermeidlich. Das wird bereits während der Saison geschehen», sagte der Coach. Duvnjak zwingt eine schmerzhafte Überlastung der Patellasehne zur Pause. «Wir haben versucht, ihn mit Reha-Maßnahmen und wenig Training durch die Saison zu schleppen», verriet der Trainer. Der Plan ist gescheitert.
Solche Sorgen quälen die Löwen nicht. «Wenn man in Kiel gewinnt, muss man ein Riesen-Spiel gemacht haben», sagte Löwen-Sportchef Oliver Roggisch. «Aber der Sieg heißt noch gar nichts. Der THW Kiel kann jede Mannschaft auswärts schlagen.» Roggisch spekuliert, dass der knappe Erfolg hilfreicher als ein hoher sein könnte. «So wissen wir, dass wir noch einmal eine Riesen-Leistung bringen müssen.»
Die Löwen nehmen Spiele gegen den dreimaligen Champions-League- Sieger THW als Gradmesser für die eigene Form. «Wir haben innerhalb von drei Monaten nun zwei Mal in Kiel gewonnen. Das zeigt, dass wir richtig gut drauf sind», befand Spielmacher Andy Schmid.
Wer das Achtelfinale übersteht, hat es mit dem FC Barcelona zu tun. Der Rekordtitelgewinner ist in der ersten K.o.-Runde nur Zuschauer. Als Sieger der Vorrunde durften die Spanier ohne Umwege gleich ins Viertelfinale durchmarschieren. Es wird also noch schwerer.
(dpa)