Brøndby testet harmlosere Pyrotechnik

Brøndby – Mindestens zweimal im Jahr wird es besonders brenzlig. Dann treffen die Erzrivalen der dänischen Superliga, der FC Kopenhagen und der Vorort-Club Brøndby IF im Lokalderby aufeinander.

Schon vor dem Spiel brennt es auf den Tribünen lichterloh, und die Pyrotechnik taucht das Stadion bisweilen in soviel Rauch, dass der Anpfiff verschoben werden muss. Kein anderer Verein in Dänemarks höchster Liga kassiert so oft so dicke Geldstrafen für illegales Feuerwerk wie Brøndby. Das stinkt dem Club. Auf die Idee eines Pyrotechnikers hin entwickelt Brøndby darum mit Fans zusammen ungefährlicheres Zündzeug – und hofft, dass die Erfindung zum Exportschlager in Europa wird.

«Es gibt ja nicht einen einzigen Fußballverein auf der Welt, dem es gelungen ist, den Gebrauch von römischen Lichtern einzudämmen», sagt Brøndbys Fanbeauftragter Lasse Bauer. «Wir wissen nicht, ob das hier eine endgültige Lösung sein wird – es kann auch sein, dass wir damit scheitern. Aber wir werden nicht aufhören, es zu versuchen, denn die jetzige Situation ist unhaltbar.»

Seit römische Lichter in den 90er Jahren in Dänemark verboten wurden, stehen sich Fans und Liga-Verantwortliche «steil gegenüber», wie Bauer es ausdrückt. «Und Brøndby ist als Fußballverein gefangen zwischen den beiden Lagern.» Während die Strafen in die Höhe geschraubt wurden, hätten Fans das Feuerwerk als ihren letzten Ausdruck von Antiautorität und Unabhängigkeit gesehen. Für viele sei Pyrotechnik so natürlich wie der Schal und die Flagge.

«Klar gibt es da auch so ein Bedürfnis, zu beweisen, dass man sich mehr traut als die gegnerischen Fans, und sich auch ans Illegale wagt», sagt Bauer. Die Hoffnung des Vereins: Wenn legale Pyrotechnik einen genauso starken Lichteffekt hervorrufen kann, sind die Fans vielleicht in Zukunft geneigt, diese mehr zu nutzen.

Genau daran haperte es aber noch bei dem ersten Entwurf, mit dem Pyrotechniker Tommy Cordsen auf Brøndby und seine Fans zukam. «Wir konnten schnell sehen, dass der nicht kräftig genug leuchtete», sagt Bauer. Denn die neue Technik soll legal und sicher sein und so wenig wie möglich qualmen, aber auch einen ordentlichen Lichteffekt bieten. «Es macht keinen Sinn, ein Produkt einzuführen, das unsere Fans ohnehin nicht nutzen wollen», sagt Bauer. «Also haben wir uns mit den Fans zusammengesetzt und dem Pyrotechniker ihre Kritik übermittelt.» Am Ende sollen es schließlich auch die Anhänger sein, die das Feuerwerk einkaufen und unter Gleichgesinnten weitervertreiben.

Herausgekommen ist eine zweite Version, die der zuständigen Behörde innerhalb der EU – der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin – jetzt zur Genehmigung vorliegt. «Wir sind damit nicht am Ziel, aber wir haben 70 bis 75 Prozent der Lichtstärke erreicht, die wir haben wollen», sagt Bauer. Im Vergleich zur heute von den Fans genutzten Pyrotechnik qualmt das neue Feuerwerk nach Brøndby-Angaben 90 Prozent weniger – und ist viel kälter: «Man kann mit der Hand durchgreifen, ohne sich zu verbrennen», sagt Bauer. «Und du kannst ein Fußballtrikot damit streifen, ohne dass es schmilzt.»

Hundertprozentig sicher kann der Verein das Stadionerlebnis für seine Anhänger damit nicht machen. Aber das hätten die Kontrollen bisher viel weniger geschafft, meint Lauritsen. «Wir tun alles, was wir können, um sicherzugehen, dass nichts rein kommt.» Aber es nütze auch nichts, «ein Fußballstadion in eine Festung zu verwandeln», sagt der Sicherheitschef. «Wenn man eine Kontrolle hat wie am Flughafen, kann man genauso gut hinter verschlossenen Türen spielen», meint Bauer.

Wie viel die Fan-Feuerwerke den Verein insgesamt schon gekostet haben, will Lauritsen nicht verraten. Nur soviel: «Wir würden das Geld gern für andere Dinge ausgeben.» Zuletzt war der Club nach einem Qualifikationsspiel für die Europa League bei Hertha BSC abgestraft worden, nachdem die Fans des dänischen Kultvereins vom Gästeblock aus Pyrotechnik abgefeuert hatten. Brøndby bekam dafür eine Rechnung über 30 000 Euro. Außerdem mussten beim späteren Heimspiel gegen Panathinaikos Athen 2000 Sitze mehr als sonst leerbleiben.

Auch in der Bundesliga kassieren Vereine immer wieder Geldstrafen, weil Fans verbotenes Feuerwerk zünden. Zuletzt hatte das Sportgericht des DFB den SV Darmstadt vergangene Woche zur Zahlung von 44 000 Euro verdonnert, nachdem Anhänger bei den beiden letzten Partien gegen den hessischen Rivalen Eintracht Frankfurt unter anderem Leuchtraketen in Richtung des gegnerischen Blocks abgeschossen hatten. Auch die Mainzer traf es in dieser Saison bereits mehrmals.

Einen ernsten Zwischenfall gab es Ende Januar, als ein Kameramann zum Anpfiff der Bundesliga-Partie zwischen Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach durch Pyrotechnik verletzt wurde, die vor dem Bayer-Fan-Block abgebrannt worden war.

In Brøndby habe sich durch Feuerwerk zum Glück noch niemand verletzt, sagt Lauritsen. Damit das so bleibt, will der Verein die neue Technik möglichst schnell im Stadion testen. Doch mit grünem Licht von der BAM rechnet der Verein frühestens im Sommer – und hofft, im Herbst erstmals legale Pyrotechnik auf den Fantribünen leuchten zu sehen.


(dpa)

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