Leipziger Fußball-Zauber verflogen – Modeste verzaubert Köln

Düsseldorf – Der Zauber der Hinrunde ist verflogen. Das noch zu Jahresbeginn als stabiler Bayern-Verfolger gehandelte Überraschungsteam RB Leipzig ist mächtig ins Wanken geraten.

«Man kann es nicht leugnen, im Moment hapert es in allen Bereichen», gestand Torjäger Timo Werner nach dem 0:3 in Bremen. In der Rückrundentabelle der Fußball-Bundesliga rangierte der Aufsteiger nach der Pleite vom Samstag nur auf Platz 12 und muss allmählich um die Qualifikation für die Champions League bangen. Trainer Ralph Hasenhüttl sieht sich in seiner Einschätzung bestätigt: «Wir haben immer gesagt, wir sind noch nicht qualifiziert für irgendwas. Aber das wurde immer als Unterstatement abgetan.»

Für die Sachsen kommt die zweiwöchige Bundesliga-Unterbrechung gerade recht. «Die Länderspielpause müssen wir nutzen, um wieder Kraft zu tanken. Danach müssen wir uns wieder anders präsentieren», forderte Hasenhüttl. Binnen weniger Wochen ist der üppige Elf-Punkte-Vorsprung auf Borussia Dortmund vom 18. Spieltag auf drei Zähler geschrumpft. «Wir müssen das intensivst hinterfragen. Aufpassen, dass wir das Ding nicht noch verbocken», sagte Angreifer Marcel Sabitzer.

Anders als die Leipziger scheinen die Dortmunder auf einem guten Weg zu mehr Konstanz. Nach sechs Siegen in den vergangenen sieben Pflichtspielen wächst beim Revierclub der Glaube, den ungeliebten Rivalen aus Sachsen doch noch abfangen zu können. Der Blick auf die Tabelle tröstete Thomas Tuchel über den schwachen Auftritt seiner Mannschaft beim 1:0 über Ingolstadt hinweg. Mit Rücksicht auf die Terminhatz verkniff sich der BVB-Coach Kritik an seinen müden Profis: «Das Ergebnis fühlt sich super an – am Ende von so intensiven Wochen. Wenn man sich in unserer Situation befindet und in der Liga punkten will, ist das am Ende Gold wert.»

Ähnlich beständig wie der BVB ist derzeit Hoffenheim. Mit dem 1:0 über Leverkusen festigte das Team von Erfolgscoach Julian Nagelsmann den vierten Tabellenplatz. Dabei profitierten die Kraichgauer von der 2:4-Niederlage des Verfolgers Hertha BSC in Köln. Denn der Vorsprung auf die Berliner beträgt nun fünf Punkte.

Zum Mann des 25. Spieltages avancierte Anthony Modeste. Mit seinen Saisontoren 20, 21 und 22 besiegte der Kölner Angreifer den Gast aus der Hauptstadt fast im Alleingang. Aus dem vermeintlichen Zweikampf um die Torjägerkanone zwischen dem Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang (23) und dem Münchner Robert Lewandowski (21) ist damit ein Dreikampf geworden. «Was Anthony leistet, ist höher zu bewerten als die Treffer-Zahl seiner Rivalen», schwärmte Kölns Torhüter Timo Horn. «Lewandowski zum Beispiel bekommt pro Spiel sechs oder sieben Chancen auf dem Silbertablett serviert. Tony muss sich das alles erarbeiten. Deshalb muss man das noch ein Stück höher einschätzen.»

In der Abstiegszone hat sich die Lage für Darmstadt und Ingolstadt weiter verschlechtert. Bereits zwölf Punkte liegt das Schlusslicht aus Hessen nach dem 0:1 in Wolfsburg hinter dem Tabellen-16. aus Hamburg. Auch Ingolstadt muss bei acht Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz mehr denn je um den Klassenerhalt bangen.

Als möglicher dritter Absteiger kommen gleich mehrere Teams in Frage. Selbst der Tabellenzehnte Leverkusen kann sich bei nur vier Punkten Vorsprung auf den HSV seiner Sache nicht sicher sein. Der Trainerwechsel von Roger Schmidt auf Tayfun Korkut konnte den Trend bisher nicht stoppen. «Wir sind gewarnt. Alle Antennen sind ausgefahren», sagte Sportdirektor Rudi Völler, «die Tabelle lügt nicht – sie tut weh.»

Deutlich aufwärts geht es dagegen derzeit für Bremen. Werder kletterte nach zuletzt vier Siegen in fünf Spielen auf Rang 13. Beim 3:0 über Leipzig gab es eine historische Austria-Show. Erstmals in einem Bundesliga-Spiel trafen drei Österreicher. «Um den Kaiserschmarrn werden wir nicht drumherumkommen», kommentierte Zlatko Junuzovic. Neben dem Spielmacher trafen seine Landleute Florian Grillitsch und Florian Kainz.


(dpa)

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