Ehrhoffs Kölner Haie vor dem frühen Playoff-Aus

Köln (dpa) – Zwei Minuten vor dem Ende schien Christian Ehrhoff die Nase voll zu haben. Mit Gewalt drosch der Eishockey-Nationalspieler der Kölner Haie den Puck in Überzahl ins Netz der Grizzlys Wolfsburg.

Freude kam beim 34 Jahre alten Star-Verteidiger aber nicht auf. Es war das Tor zum 1:5 der Haie im vierten Playoff-Viertelfinale am Mittwoch. Das Spiel war zu dem Zeitpunkt bereits verloren – und die Serie dürfte es auch bald sein. Wolfsburg führt vor dem fünften Match am Freitag in Köln (19.30 Uhr) mit 3:1.

«Vier eigene Treffer in vier Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Ohne Tore können wir aber kein Spiel gewinnen. Unsere Schlüsselspieler müssen wieder funktionieren», klagte Haie-Coach Cory Clouston. Verteidiger Ehrhoff war damit nicht gemeint.

Der – nicht nur für Clouston – «Weltklassespieler» sollte eigentlich der Schlüssel zum ersten Meistertitel des stolzen Kölner Großclubs seit 2002 sein. Als «wichtiges Teil in unserem Puzzle» hatte Clouston den 34-Jährigen im vergangenen Oktober bezeichnet, als die Verpflichtung des früheren NHL-Stars gelungen war. «Ich freue mich auf die neue sportliche Aufgabe in Köln und darauf, um die Meisterschaft mitzuspielen», hatte Ehrhoff damals gesagt.

Schon einmal, ein Jahr nach der bislang letzten Meisterschaft der Haie, hatte Ehrhoff mit seinem Heimatclub Krefeld den Titel geholt und danach eine beeindruckende Karriere in der weltbesten Liga NHL gestartet. Nach 862 Spielen war im vergangenen Jahr Schluss in Nordamerika. Angebote gab es zwar noch einige, aber nicht mehr so gestaltet, wie sie sich der einst bestbezahlte Verteidiger der Welt vorstellte. Ehrhoff wollte ins Rheinland zurück. Anstatt nach Krefeld zurückzukehren, entschied sich der 34-Jährige aber für die Haie.

«Meine Entscheidung hat primär keine finanziellen, sondern sportliche Gründe. Ich möchte mich für einen Club entscheiden, bei dem ich mich so optimal wie möglich auf die Weltmeisterschaft und die Olympischen Spiele vorbereiten kann», sagte Ehrhoff. Für die Vorbereitung auf die WM im Mai in Köln dürfte er bald mehr Zeit haben, als ihm lieb ist.

Obwohl der KEC einen mit rund elf Millionen Euro deutlich höheren Etat als Wolfsburg hat, gibt der Vorrundenvierte bislang eine unglückliche Figur in den Playoffs ab. Nach dem 0:4 auf eigenem Eis am Sonntag folgte mit dem 1:5 in Wolfsburg nun die nächste Demütigung. Den zum DEL-Torhüter des Jahres gewählten Gustaf Wesslau schossen die Grizzlys geradezu aus dem Tor.

Neun Minuten vor dem Spielende am Mittwoch wurde der Schwede gegen Daniar Dshunussow ausgetauscht. «Wenn wir die eine Chance, die wir noch haben, nutzen wollen, dann geht es nur Schritt für Schritt. Aber das ist natürlich ein harter Weg jetzt», meinte der Kölner Ersatzkeeper.

Vor allem in Überzahl scheint Wolfsburg die Serie zu gewinnen. Die Niedersachsen sind in dieser Statistik in den Playoffs bislang das drittbeste Team, die Haie das schwächste. «Schauspielern und jammern», unterstellte Kölns Verteidiger Shawn Lalonde den Grizzlys. Dabei fiel der Kanadier am Mittwoch mit eher fiesen Attacken auf, als das Spiel bereits entschieden war. Sportsmann Ehrhoff setzte ebenfalls ein Zeichen: mit dem Ehrentreffer.

(dpa)